Von: ka
Bozen/Brüssel/Washington – Nach der Ankündigung Donald Trumps, die EU mit Zöllen in Höhe von 20 Prozent zu belegen, herrscht in Brüssel Katerstimmung. In der EU-Kommission und in allen EU-Hauptstädten wird seither fieberhaft überlegt, wie man auf diesen dreisten Schritt reagieren soll. Während Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit harten Gegenmaßnahmen droht, halten es andere EU-Politiker für klüger, auf Trumps reziproke Zölle „für die ganze Welt” mit Gelassenheit und Geschmeidigkeit zu reagieren.
Zu ihnen gehört auch die italienische Premierministerin Giorgia Meloni. Vor ihrem Treffen mit US-Vizepräsident JD Vance, der Ende nächster Woche in Rom erwartet wird, wird Giorgia Meloni Donald Trump in den USA treffen. Nicht nur sie, sondern auch andere EU-Spitzenpolitiker, die wissen, dass die italienische Ministerpräsidentin einen direkten Draht zum ruppigen Bewohner des Weißen Hauses pflegt, hoffen, dass Giorgia nicht mit leeren Händen aus den USA zurückkehrt.
Andererseits wissen sie auch, dass die harsche US-Kritik nicht ganz unberechtigt ist. Die EU, die China unfaire Handels- und Subventionspraktiken vorwirft, verzerrt selbst durch ähnliche Praktiken den Welthandel, auch mit den USA. Der deutliche Überschuss der EU im Warenhandel mit den USA in Höhe von 198,2 Milliarden Euro spricht Bände.
Der Handel darf aber nicht losgelöst von der Politik betrachtet werden. Eine Lösung des Ukraine-Konflikts wird es nicht ohne und schon gar nicht gegen die USA geben.
Der Umgang mit dem irrlichternden US-Präsidenten sollte die EU-Staaten lehren, dass in Washington nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Mittlerweile haben die USA eine 90-tägige Aussetzung der pauschalen 20-Prozent-Zölle beschlossen. Die EU hat am Donnerstag mit einer ebenfalls 90-tägigen Aussetzung ihrer erst am Mittwoch beschlossenen Zölle reagiert.
Sinnvoller und klüger ist es allemal, einen Deal mit den USA anzustreben, der nicht nur den wirtschaftlichen Interessen der EU dient, sondern auch Gespräche über die Verteidigung Europas und Möglichkeiten einer Friedenslösung in der Ukraine beinhaltet.
Ein harter Handelskrieg hingegen würde die USA und Europa nur weiter voneinander entfremden, wobei der größte Nutznießer dieses „Krieges” in Moskau säße.
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