Von: luk
Kaltern – Der Alpenverein Südtirol hat heuer zum vierten Mal gemeinsam mit der Umweltgruppe Kaltern zur Biotoppflegeaktion im Schilfgürtel des Kalterer Sees geladen. Eine 15-köpfige Gruppe Freiwilliger hat sich getroffen, um das Drüsige Springkraut gezielt auszureißen, das dort die heimischen Pflanzen zu verdrängen droht. Der Pflegeeinsatz wurde in Abstimmung mit dem Amt für Natur und der Forststation Kaltern durchgeführt.
Das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) ist eine sich rasch ausbreitende, gebietsfremde Pflanze (Neophyt), die sich seit einigen Jahren im Randbereich des Biotops angesiedelt hat und dort die heimischen Pflanzen zu verdrängen droht. Das Biotop Kalterer See mit seinen einzigartigen Lebensräumen ist eines der letzten ausgedehnten Feuchtbiotope in Südtirols intensiv genutzter Talsohle. Als Natura-2000-Gebiet besteht die Verpflichtung, seine spezialisierte Pflanzen- und Vogelwelt auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Daher darf sich auch der Zustand der Lebensräume nicht verschlechtern. “Mit der Pflegeaktion leisten AVS und Umweltgruppe Kaltern praktischen Naturschutz und unterstützen die Landesverwaltung in der Umsetzung dieses Schutzzieles. Mit fleißigen Händen lässt sich viel erreichen. Gleichzeitig lernten die Teilnehmer, welche vornehmlich aus der näheren Umgebung des Sees kamen, einiges über ihr Biotop”, so der AVS.
„Es geht um die Wertschätzung intakter Lebensräume und die Sensibilisierung dafür, wie invasive Arten das über Jahrtausende gewachsene Gleichgewicht einer Pflanzengemeinschaft durcheinanderbringen können,“ erklärt die Biologin Franziska Zemmer. Sie leitet die Pflegeaktion, erklärt die Besonderheiten des Springkrauts und erzählt den Teilnehmern von den Lebensräumen im Biotop. “Dort, wo die Pflanzendecke entfernt wurde, an offenen Böden, sind die Eintrittspforten des Springkrauts. Diese großwüchsige Pflanze kann seine Vielzahl an Samen meterweit beispielsweise in Pfeifengraswiesen schleudern und sich leicht weiter ausbreiten. Somit geraten u. a. seltene Orchideen-Arten wie die Sumpf-Stendelwurz (Epipactis palustris) in Bedrängnis.” Zur großen Freude der Teilnehmer konnte diese in der Nähe des Einsatzortes gesichtet werden.
Was zuerst wie ein Tropfen auf dem heißen Stein erschien, hat seine Wirkung gezeigt. Nachdem 2018 überschaubare Springkraut-Herden von Franziska Zemmer entdeckt wurden, ist das AVS-Referat für Natur und Umwelt in Aktion getreten. “Vergleicht man die Ausbreitung des Springkrauts zwischen 2019 und 2021, so kann man feststellen, dass es gelungen ist, die Ausbreitung deutlich einzudämmen. Entlang von Wällen aus Aushubmaterial neu errichteter Wasserflächen im Biotop war noch 2019 eine fast vollständige Überwucherung festzustellen. Zwei Jahre später gab es dort kaum mehr größere Pflanzen-Herde. Die ausgerissenen Pflanzen wurden zu Haufen aufgeschichtet, um sie vor Ort verrotten zu lassen. Im Vergleich zum Vorjahr blieben heuer am Ende nur mehr drei anstelle von sieben Pflanzenhaufen übrig”, so die Umweltschützer.
Mitglieder der AVS-Ortsstelle Tramin werden die Entwicklung im Biotop in den nächsten Jahren im Auge behalten und – wenn notwendig – in Abstimmung mit den zuständigen Behörden weitere Pflegemaßnahmen setzen. “Die Mitmachaktion hat Erfolg gezeigt und kann als Positivbeispiel für zukünftige Einsätze dienen”, freuen sich die Organisatoren.