Von: mk
Bozen/Meran – Die Finanzpolizei von Bozen hat am Montag in den frühen Morgenstunden in Zusammenarbeit mit der Finanzpolizei von Rom, Grosseto, Novara, Padua und Mailand neun Personen in U-Haft überstellt. Den Betroffenen wird die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, die sich dem Steuerbetrug und der Geldwäsche verschrieben haben soll. Die Bozner Staatsanwaltschaft leitet die Untersuchung.
Die Meraner Finanzpolizei ermittelt bereits seit Februar 2023. Die Gruppe soll grenzüberschreitend vorgegangen sein und besteht vorwiegend aus britischen und irischen Staatsbürgern. Kopf der mutmaßlichen Bande ist allerdings ein Italiener, der bereits vorbestraft ist.
Zahlreiche Südtiroler Kleinunternehmer und Privatpersonen sollen den Machenschaften zum Opfer gefallen sein. Im Wesentlichen boten die Verdächtigten äußerst kostengünstig die Asphaltierung von Plätzen, Privatwegen und Parkplätzen in der Nähe von Wohnungen und Firmen an.
Die Verdächtigen wurden von vielen Opfern als vornehm gekleidet und mit starkem angelsächsischen Akzent beschrieben. Um den günstigen Preis zu rechtfertigen, behaupteten die mutmaßlichen Täter, dass sie gerade Asphaltierungsarbeiten auf Baustellen in unmittelbarer Nähe abgeschlossen hätten – häufig im Zusammenhang mit Aufträgen örtlicher Behörden. Daher hätten sie sofortigen Zugriff auf Arbeitskräfte und Material, das sie andernfalls entsorgen müssten.
Weil tatsächlich häufig öffentliche Arbeiten in der Nähe stattfanden, die aber von Firmen ausgeführt wurden, die nichts mit den mutmaßlichen Betrüger zu tun hatten, ließen sich viele auf das scheinbar vorteilhafte Angebot ein.
Gar einige erklärten sich sogar bereit, den vereinbarten Preis bereits im Voraus oder sofort nach Auftragen des Bitumens zu bezahlen. Der Auftrag wurde nach Vertragsabschluss und Bezahlung oft innerhalb weniger Stunden in aller Eile erledigt.
Wie die Finanzpolizei festgestellt hat, sollen in einigen Fällen die Arbeiten über das vereinbarte Maß hinausgegangen sein. Die mutmaßlichen Betrüger forderten dann einen Aufpreis und drohten mit rechtlichen Schritten. Um einen Prozess zu vermeiden, gaben viele Kunden nach und zahlten den zusätzlichen Betrag.
Unglücklicherweise war der Asphalt von sehr schlechter Qualität und zerbröckelte innerhalb weniger Tage. Diese Zeit reichte der Bande in der Regel jedoch aus, um ihre Spuren zu verwischen und so eine Rückforderung der gezahlten Summen zu verhindern.
Um die Zahlung eines Schadenersatzes zu vermeiden, gründeten die Verdächtigen innerhalb von nur drei Jahren bis zu neun verschiedene Einzelfirmen, auf die die Ermittller abgeschlossene Verträge, die Rechnungen und Bankkonten zurückführen konnten.
Die jeweiligen Einzelfirmen ignorierten systematische die Meldepflicht, was es der Bande ermöglichte, illegale Gewinne in Höhe von schätzungsweise über neun Millionen Euro anzuhäufen. Das Geld wurde auf ausländische Konten überwiesen. Diese wurden nun beschlagnahmt.