Streit zwischen Bayern und Tirol spitzt sich zu

Der Fernpass: Nadelöhr mit Frustfaktor

Mittwoch, 26. März 2025 | 11:05 Uhr

Von: luk

Fernpass/Tirol – Der Fernpass ist für viele aus Bayern und Baden-Württemberg das Tor in den Süden – für Tirol jedoch ein überlasteter Verkehrsknotenpunkt. Während Tirol mit einem Tunnel und einer möglichen Maut gegensteuern will, wächst in Bayern der Unmut über drohende Mehrkosten und Umfahrungsverkehr, berichtet br24.

Tunnelbau und Fahrverbot für Lkw: Tirol hält Kurs

Mit täglich bis zu 30.000 Fahrzeugen zählt die Fernpassroute zu den meistbefahrenen Alpenübergängen. Ein neues Gutachten bestätigt, dass das bestehende 7,5-Tonnen-Fahrverbot für Lkw auch nach dem Bau des geplanten 1,4 Kilometer langen Fernpasstunnels bestehen bleiben muss. Ohne das Verbot würde sich der Schwerverkehr auf der Strecke mehr als verdoppeln, was zu erheblichen Verkehrsproblemen führen könnte, erklärt Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.

Das Fernpass-Paket, das insgesamt 500 Millionen Euro umfasst, beinhaltet neben dem Tunnel auch den Ausbau des Lermooser Tunnels. „Der Fernpass wird keine Autobahn, sondern bleibt ein Alpenpass“, betont Geisler.

Folgen für Bayern: Mehr Verkehr auf Umfahrungsstrecken

Das Lkw-Fahrverbot zwingt den Schwerverkehr auf alternative Routen – etwa über Rosenheim, Kufstein und die Inntalautobahn Richtung Brenner. Diese Strecken sind jedoch bereits stark belastet. Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des Landesverbands Bayerischer Spediteure (LBS), warnt vor Kapazitätsengpässen auf den Ausweichrouten.

Maut-Pläne: Wer zahlt am Ende?

Zusätzlichen Zündstoff liefert die geplante Maut auf der Fernpassstrecke, die ab 2029 gelten soll. Geplant sind 14 Euro pro Einzelfahrt, Vielfahrer könnten eine Jahreskarte für 140 Euro erwerben. Die Einnahmen sollen in regionale Infrastrukturprojekte fließen.

Der ADAC kritisiert die Maut scharf. Sie stelle eine erhebliche Belastung für Pendler und Touristen dar, warnt Alexander Kreipl vom ADAC Südbayern. Zudem befürchtet der Club, dass Ausweichstrecken über Garmisch-Partenkirchen, Mittenwald und den Zirler Berg noch stärker überlastet werden könnten.

Bayern und Tirol: Zwei Sichtweisen, ein Dauerstreit

Während Tirol im Tunnel und der Maut eine Entlastung sieht, wächst in Bayern die Sorge vor höheren Kosten und mehr Verkehr. Die Debatte um den Fernpass ist dabei nur ein weiteres Kapitel im langjährigen Streit zwischen den Nachbarn. Lkw-Blockabfertigungen, Fahrverbote für Mautflüchtlinge und strenge Maßnahmen gegen Ausweichverkehr zeigen, dass Tirol seine Belastung minimieren will – Bayern hingegen fehlt die gesetzliche Grundlage für vergleichbare Maßnahmen.

Für die Bewohner der Grenzregion bedeutet das: mehr Stau, mehr Lärm – und bald vielleicht auch höhere Kosten.

Kommentare

Aktuell sind 24 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen