Von: mk
Bozen – Der Vorfall hat sich im Jahr 2022 ereignet und wird derzeit am Bozner Landesgericht verhandelt. Der vermeintliche Manager eines Online-Konzerns aus Süditalien checkte in einem Fünf-Sterne-Hotel in Südtirol ein. Als er die Hotelrechnung bezahlen sollte, stellte sich heraus: Alles war nur eine Lüge. Verhaftet wurde der Mann trotzdem nicht.
Der Italiener präsentierte sich in eleganter Kleidung. Seine Manieren und seine charmante Art erweckten den Eindruck eines Mannes von Welt, als er an der Rezeption im Luxushotel stand.
Nachdem er eingecheckt hatte, ließ er es sich an nichts fehlen. Jedes Mal, wenn er seine Brieftasche öffnete, blitzten mehrere Kreditkarten hervor. Einem Angestellten zeigte er seine Visitenkarte, die ihn als Manager auswies. Die Kosten für die Unterkunft samt Spesen für Extras stiegen auf 6.500 Euro an.
Am Tag der Abrechnung folgte für das Hotelpersonal allerdings die böse Überraschung: Als der Mann bezahlen sollte, gab er unumwunden zu, dass er kein Geld besitzt. Im Hotel wurden die Carabinieri geholt. Doch auch das brachte den Italiener nicht aus der Ruhe.
Die Ordnungshüter notierten sich die Personalien des Mannes und zeigten ihn wegen betrügerischen Bankrotts an. Weder Betrug noch die Annahme einer falschen Identität wurden ihm vorgeworfen, zumal auf seiner Visitenkarte ja sein echter Name stand. Weil für betrügerischen Bankrott kein Arrest vorgesehen ist, blieb der Mann auf freiem Fuß.
Nachforschungen der Carabinieri ergaben, dass der dreiste Gast allein im Jahr 2022 insgesamt 19 Anzeigen wegen ähnlicher Fälle kassiert hatte, wie die Zeitung Alto Adige berichtet. Betroffen waren mehrere Luxushotels in Italien – darunter auch in Südtirol und am Gardasee. Nur in einem Fall war es zur Verurteilung wegen Betrugs gekommen, der allerdings nicht als schwerwiegend eingestuft worden war. Auch im Jahr 2021 hatte der Italiener in zahlreichen ähnlichen Fällen für Ärger gesorgt.
Aufgrund der Fülle der Anzeigen hat sich der Mann einen Anwalt genommen, der allerdings Lunte gerochen und vermutlich gemerkt hat, dass sein Mandant praktisch mittellos ist, und sich deshalb von ihm abwandte. Derzeit wird der vermeintliche Manager von einem Pflichtverteidiger vor Gericht vertreten und nun könnte es tatsächlich knüppeldick für ihn kommen: Im Fall einer Verurteilung riskiert er eine Haftstrafe bis zu drei Jahren.
Für die Hotels steht allerdings jetzt schon fest: Sie bleiben auf dem Schaden sitzen.