Von: mk
Bozen – Mit Abschiebungen, Aufenthaltsverboten und Platzverweisen hat Quästor Paolo Sartori zuletzt immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Dass mit der Kleinkriminalität aufgeräumt wird, stößt bei vielen Südtirolern auf Zustimmung. Doch der harte Kurs hat auch seine Schattenseiten, wie bestimmte Beispiele zeigen.
O. lebt seit 2017 in Bozen. Er hat einen sanftmütigen und hilfsbereiten Charakter – wie viele Migranten –, obwohl der bürokratische Aufwand nicht einfach ist, um alle Puzzleteile für eine gültige Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.
Seit Jahren besucht er Berufsausbildungskurse in Meran. Mit prekären und oft unterbezahlten Jobs im Gastgewerbe gelingt es ihm, sich über Wasser zu halten. Für eine Wohnung in Bozen reicht es trotzdem nicht, O. lebt auf der Straße.
Weil er keinen Wohnsitz in Bozen hat, sind die Folgen für ihn nun fatal: Erst kürzlich wurde ein polizeiliches Aufenthaltsverbot erlassen, obwohl er sich verzweifelt darum bemüht, ein anständiges Leben zu führen. Die Vereinigung Bozen Solidale macht auf den Fall aufmerksam. Deren Vertreter wollen sich für den Arbeiter einsetzen.
Doch welches Vergehen wird O. vorgeworfen? Laut dem von der Quästur ausgestellten Dokument handelt es sich um „Biwakieren“, um das „Besetzen von Plätzen im Park durch ein Verhalten, das die öffentliche Ruhe beeinträchtigt“. Weiters geht es um den „Verzehr von Speisen und Getränken auf dem Gehsteig neben der Baustelle des WaltherParks“, wodurch er ein „Hindernis für den Fußgängerverkehr und die Nutzung von öffentlichem Eigentum“ darstelle.
„Er ist obdachlos, wo soll er bleiben? Wo sollte er etwas essen, wenn nicht auf der Straße. Wir werden O. helfen, sich bei den entsprechenden Stellen zu verteidigen, und wir werden nicht müde werden, diese sinnlose Welle des Sicherheitswahns anzuprangern, die sich wahllos gegen Ausgegrenzte richtet und einen beispiellosen sozialen Rückschritt anheizt“, erklären die Vertreter von Bozen Solidale.