Von: ka
Bozen/Kaltern – Wenig erhitzt im bisher wenig sommerlichen Südtirol die einheimischen Gemüter so sehr wie der Streit um einen freien Zugang zum Kalterer See. Obwohl die Befürworter vom Verbraucherschutzverein Robin mehr als 6.300 Unterschriften vorweisen können, hält die Gemeinde Kaltern weiterhin daran fest, anstatt eines freien Zugangs zum See mit öffentlicher Liegewiese ein Biotop zu schaffen.
Insbesondere jene Südtiroler, die die Trentiner Seen besuchen, reiben sich verwundert die Augen. In unserer südlichen Nachbarprovinz ist es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder See öffentlich zugängliche Strände und gepflegte Liegewiesen hat. Selbst das Trentiner Ufer des Gardasees ist fast auf der ganzen Länge frei zugänglich. Während in Südtirol mit fadenscheinigen Begründungen ein freier Zugang zu Südtirols größtem Badesee abgelehnt wird, wird im Trentino dem berechtigten Bedürfnis der Bevölkerung auf günstigen Badespaß Rechnung getragen. Interessanterweise tun die freien Seestrände dem Geschäft der auch im Trentino zahlreichen Schwimmbäder und Lidos keinen Abbruch.
Auch angeblich fehlende Parkplätze sind kein Grund, den Südtirolern einen kostenlosen Zugang zum Kalterer See zu verwehren. Selbst im Trentino gibt es an den meisten Seen oftmals nur sehr wenige Parkplätze, die zudem fast immer kostenpflichtig sind. Die günstige Lage am Südostufer nahe an bereits bestehenden Fuß- und Radwegen würde es außerdem erlauben, den freien Seestrand ökologisch nachhaltig zu erreichen.
Die harte Ablehnung eines freien Seezugangs durch die Gemeinde und das Land Südtirol nährt den Verdacht, dass die Südtiroler von ihrem eigenen See ausgeschlossen werden sollen und das kühle Nass nur zahlungskräftigen Touristen und Einheimischen vorbehalten sein soll. Um zu zeigen, dass es auch anders geht, genügt es, zu einem Trentiner See zu fahren.
Der Streit um einen freien Zugang zum Kalterer See entwickelt sich langsam zur Nagelprobe, ob hierzulande auch die Interessen der Bevölkerung oder nur jene mächtiger und finanzkräftiger Lobbys bedient werden. „Der See gehört auch uns“, rufen zu Recht immer mehr Südtiroler.