Von: ka
Bozen/Pozzuoli/Neapel – In der Umgebung der süditalienischen Metropole Neapel geht die Angst um. Seit der Supervulkan unter den Phlegräischen Feldern immer aktiver wird, was Vulkanologen aus den immer stärkeren und häufigeren Erdbeben herauslesen, finden Hunderttausende von Menschen immer seltener einen ruhigen Schlaf.
Wer es sich leisten kann, zieht fort, bevor das Eigenheim immer mehr Wert verliert, aber die meisten der rund 1,3 Millionen betroffenen Menschen, die im Umfeld des aktiven Supervulkans wohnen, sind gezwungen, mit der Ungewissheit zu leben, dass irgendwann die Mutter aller Ausbrüche stattfinden wird.
Die Verantwortlichen des Zivilschutzes stehen nun vor der Mammutaufgabe, im Notfall diese Menschen evakuieren zu müssen. Angesichts der größer werdenden Gefahr fordern Experten ein entschlossenes Handeln der römischen Regierung. Der ausgearbeitete Evakuierungsplan, der vorsieht, die rund 1,3 Millionen Betroffenen auf 14 verschiedene Gebiete in Italien – darunter auch Südtirol – zu verteilen, schlägt hierzulande hohe Wellen.
Neben viel Solidarität und Mitgefühl für die betroffene Bevölkerung mischen sich unter die Kommentare auch Stimmen, die meinen, dass die Evakuierten die heimische Wohnungsnot verschärfen und – noch schlimmer – das Verhältnis zwischen den Sprachgruppen verändern könnten. Wie so oft bereits erlebt, verstellt der Blick auf das eigene kleine Gärtlein und den eigenen Geldbeutel das Verständnis für die Not von Menschen, die mehr als tausend Kilometer von uns entfernt leben.
Südtirol hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass es notfalls Tausende in Not geratene Menschen aufzunehmen vermag. Flüchtlinge vom Balkan, aus dem Nahen Osten und seit zwei Jahren auch aus der Ukraine haben in unserem Land Unterschlupf gefunden. Einige Tausend Menschen, die auf der Flucht vor einem Supervulkan sind, gefährden weder unsere Kultur noch das friedliche Zusammenleben. Schon gar nicht könnten sie jemals für die Wohnungsnot verantwortlich sein, die ist zum Großteil hausgemacht.
Sollte, Gott stehe uns bei, dieser Supervulkan wirklich ausbrechen, stünden Europa, Italien und das kleine Südtirol ohnehin vor Problemen, die alle bisher gekannten Sorgen weit in den Schatten stellen würden. Deshalb sollten wir gegenüber Menschen, die teilweise bereits heute in Turnhallen und Zelten schlafen oder neben einem gepackten Koffer angezogen im Bett liegen müssen, ein großes Herz beweisen. Denn es sind nicht wir, die neben oder gar auf einem Vulkan leben müssen, aber es sind auch wir, die die Folgen eines Superausbruchs zu spüren bekommen werden.