Von: mk
Kastelruth – Am Donnerstag wurde um 7.00 Uhr in der Früh vermutlich ein Wolf auf der Seiser Alm fotografiert. Bilder der Sichtung verbreiteten sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Der Bürgermeister von Kastelruth zeigte sich auf Facebook, darüber verwundert, dass sich das Raubtier so nahe an den Menschen heranwagt und nur wenig Scheu zeigt. Doch das Tier ist vermutlich krank.
Laut Facebook-Einträgen wurden die Bilder oberhalb des Gasthofs Frommer aufgenommen. Vermutlich ist das Tier von der sogenannten Räude befallen und hat auch Schwierigkeiten beim Gehen.
Dadurch würde sich auch das abnormale Verhalten des Wolfs erklären. Dasselbe Tier wurde Medienberichten zufolge bereits am Mittwochnachmittag auf der Straße von Canazei auf das Sellejoch fotografiert und gemeldet. Auch ein Video dazu soll aufgetaucht sein.
Vermutlich handelt es sich auch um denselben Wolf, der im vergangenen Dezember am Waldrand in Canazei fotografiert wurde, während er den Kadaver eines Schafs vor den Augen von Kindern im Hof einer Grundschule in den Wald zerrte.
Die Grundschüler konnten das Geschehen aus der Entfernung beobachten. Bereits damals dürfte der Wolf von der Krankheit befallen gewesen sein, die im Verlauf der Zeit seinen Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert hat.
Für Piero Genovesi, einem der führenden Raubtierexperten in Italien und Direktor am Höheren Institut für Umweltschutz und -forschung, besteht jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Auch er geht davon aus, dass es sich bei dem Wolf um jenes Exemplar handelt, das bereits im Winter gesichtet wurde, und dass das Tier die Räude hat.
In der freien Natur werden Tiere immer wieder von der Krankheit befallen – vor allem Füchse. Auch Hunde können betroffen sein. Doch während bei der Tollwut die Aggressivität von Wildtieren zunimmt, ist dies bei der Räude nicht der Fall.
„Der Gesundheitszustand des Wolfs auf der Seiser Alm ist schlecht. Doch das bedeutet keine besondere Gefahr für den Menschen“, erklärt Genovesi. Vielmehr handle es sich um ein geschwächtes Tier mit einer eingeschränkten Bewegungs- und Fluchtfähigkeit.
„Sollte es zu weiteren abnormen Verhaltensmustern kommen, hat das Land die Möglichkeit, einzugreifen“, ist sich Genovesi sicher. Somit gebe es keinen Grund für übermäßigen Alarm.