Von: apa
Ein 22-jähriger Mann ist am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt wegen eines missglückten Bankraubes zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der junge Syrer hatte im November eine Bank in Villach betreten, eine Bombenattrappe vorgezeigt und Geld gefordert. Weil ihm die Zeit davonlief, ergriff er jedoch ohne Beute die Flucht. Der Mann stellte sich Wochen später bei der Polizei und legte ein volles Geständnis ab. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
“Wir haben es mit einem Kapitalverbrechen zu tun”, begründete die Vorsitzende des Schöffensenates, Richterin Michaela Sanin, die Haftstrafe. Sie verwies vor allem auf die bedrohten Bankangestellten, die nun mit den Folgen der Tat leben müssten. Allerdings sei der Angeklagte unbescholten gewesen und habe ein volles Geständnis abgelegt. Der 22-Jährige nahm das Urteil an, Staatsanwalt Maik Barsch gab keine Erklärung ab.
Zu dem Raubversuch war es am 8. November in Villach gekommen. Der dunkel gekleidete und maskierte, damals noch 21-jährige Mann ging schnurstracks auf einen Serviceschalter zu und legte der Angestellten einen Zettel hin, auf dem gedroht wurde, dass in einer Minute eine Bombe explodiert, wenn er kein Geld bekommt. Dabei hob er auch seinen Sweater an und zeigte ein auf dem Bauch befestigtes schwarzes Kästchen mit Kabeln vor.
Während der Tat verspekuliert
Allerdings war in dem Servicedesk kein Bargeld. Daraufhin forderte der Mann, dass ein Bankomat im Foyer geöffnet wird, um an Geld zu kommen. Als ihm einer der Angestellten eröffnete, dass das wohl fünf Minuten dauern würde, erkannte der Angeklagte, dass er mit seinen Zeitangaben zu hoch – beziehungsweise zu niedrig – gepokert hatte und ergriff die Flucht. Hoher Fahndungsdruck – unter anderem wurden Bilder aus der Überwachungskamera veröffentlicht – führten schließlich dazu, dass sich der Mann während der Weihnachtsfeiertage der Polizei stellte.
Verteidiger Hans Gradischnig verwies auf finanzielle Probleme des Angeklagten: Der Mann, der mit seiner Familie 2015 nach Kärnten gekommen war und hier die Schule besucht hatte, hatte 40.000 Euro von seiner Familie “in den Sand gesetzt”, wie es der Verteidiger formulierte. Er mietete einen Lamborghini an, feierte wilde Partys, leistete sich teure Markenkleidung. Die Ernüchterung kam, als das Geld weg war und sich der Mann zu dem Bankraub entschloss.
Flucht in den Irak und wieder zurück
Schon zuvor hatte er bei zwei Tankstellen nicht bezahlt und war erwischt worden, als er mit dem Bahnticket eines Bekannten unterwegs war. Vor der Tat war der Mann von Salzburg wieder nach Villach zurückgekehrt. “Ich habe mich gar nicht zu meinen Eltern getraut, weil ich mich so geschämt habe. Ich habe die Nacht vor dem Überfall auf der Straße verbracht”, so der Mann.
Bemerkenswert war aber auf jeden Fall sein Verhalten nach der Tat: Zwei Tage nach dem Raubversuch flog er in den Irak, fand dort einen Job und kehrte schließlich Mitte Dezember nach Kärnten zurück, um dort seine Angelegenheiten zu erledigen – danach flog er wieder in den Irak. Allerdings: “Ich habe die Fotos von mir gesehen, sie waren auf Social Media überall. Da hab ich nicht mehr schlafen können. Ich hab den Entschluss gefasst, dass ich mich stelle.” Also ging es wieder zurück nach Kärnten – und dort auf direktem Weg in die Untersuchungshaft.
Angestellte war schon einmal Raubopfer
Als Zeugen waren am Dienstag drei Angestellte der Bank geladen – darunter auch eine Frau, die bereits drei Jahre zuvor Opfer eines Bankraubes geworden war. “Man wird nach so einer Tat sehr aufmerksam, deshalb hatte ich gleich ein komisches Gefühl, als der Angeklagte in die Bank gekommen ist”, sagte die Frau. Die Situation sei ihr auf jeden Fall gefährlich vorgekommen: “Ich habe ja nicht gewusst, was da noch passiert.”
Sowohl die Frau als auch ihren Kollegen, der ihr zu Hilfe gekommen war, bat der 22-Jährige um Entschuldigung. Ihm sei während der Tat erst so richtig bewusst geworden “was ich da eigentlich mache”. Darauf verwies auch sein Verteidiger: “Mein Mandant ist nicht der Prototyp eines Räubers, sondern ein Häuflein Elend, das versucht hat, mit dem ersparten Geld seines Vaters ein bisschen in die High Society hineinzuschnuppern.” Die Tat sei auch nicht von langer Hand geplant gewesen. Die Bombenattrappe hatte der Angeklagte übrigens selber gebastelt: Aus einem Kopfhörerkabel und einem Laptop-Ladekabel inklusive Netzteil.
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