Von: ka
Bozen – Nichts würden Südtirols Verantwortliche lieber tun, als dem Druck aus Wirtschaft und Bevölkerung nachzugeben und nach und nach Lockerungen zu verkünden. Nachdem am Montag die meisten italienischen Regionen „gelb“ geworden sind und sich seither sehr milder Corona-Einschränkungen erfreuen, wächst auch bei uns die Sehnsucht nach der Farbe der Sonne.
Schade nur, dass laut nicht geringerer Institution als der Europäischen Gemeinschaft der Himmel über Südtirol „dunkelrot“ ist. Mag die Landesregierung auch noch so sehr auf die vielen Tests und auf die noch tragbare Auslastung der Krankenhäuser verweisen, ist doch offensichtlich, dass die heimischen Corona-Zahlen keinen anderen Schluss zulassen, als Südtirol „dunkelrot“ einzustufen.
Noch appelliert die Landesregierung, die eine „Schließung“ des Landls unbedingt vermeiden will, an das Verantwortungsbewusstsein der Südtiroler. Eklatante Verstöße gegen die elementarsten Corona-Regeln wie jener von Wolkenstein zeigen jedoch, dass der Ernst der Lage noch nicht bei allen angekommen ist. Angesichts der schlechten Zahlen, der schleppenden Impfkampagne und nicht zuletzt der teilweise mangelnden Bereitschaft, die – noch – herrschenden, recht milden Einschränkungen einzuhalten, steuert Südtirol fast unvermeidlich, wenn nicht auf einen Lockdown, so doch auf weit strengere Maßnahmen zu.
ln Israel, wo bereits mehr als ein Drittel die erste und mehr als ein Fünftel der Bevölkerung die zweite Impfdosis erhalten haben, sinkt die Zahl der älteren Corona-Patienten, die die Krankenhäuser besonders belasten, auffällig stark. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass eine erfolgreiche Impfkampagne bereits vor dem Erreichen der angepeilten Herdenimmunität zu einer spürbaren Linderung der Corona-Notlage führt. Mit einer Beschleunigung der Impfungen liegt auch für Südtirol dieses Ziel in greifbarer Nähe.
Aber machen wir uns nichts vor. Will das „dunkelrote“ Südtirol, das den Lockdown fürchtet, von „Gelb“ träumen, muss es in Zukunft eiserne Disziplin wahren, die positiv Getesteten in die Quarantäne schicken und bei den Impfungen einen Zahn zulegen.