Von: sis
Rom – Franco Frattini, ehemaliger Außenminister, ist gestern Abend im Alter von 65 Jahren gestorben, so berichtet heute die Nachrichtenagentur „Ansa“. Frattini litt, laut dem Nachrichtenportal „stol.it“ bereits seit einiger Zeit an Krebs. Am gestrigen Samstag hat er den Kampf gegen die schwere Krankheit verloren und verstarb in einem Krankenhaus in Rom.
Frattini hat Jura studiert, war Richter und legte 1981 die Prüfung zum Staatsanwalt ab. Als Abgeordneter und Vertreter von „Forza Italia“ und „Popolo della Libertà“ war Frattini unter der Ministerpräsidentschaft von Silvio Berlusconi zweimal Außenminister: zunächst von 2002 bis 2004 und ein zweites Mal von 2008 bis 2011. In den Jahren 2004 bis 2008 war Frattini außerdem Vizepräsident der Europäischen Kommission und Kommissar für Justiz, Sicherheit und Freiheit. Seit dem 14. Januar war er als Präsident des Staatsrates tätig. Sein Name war seinerzeit auch in die Debatte um die Wahl des neuen Staatspräsidenten eingeflossen, bevor man sich auf die Wiederwahl von Sergio Mattarella einigte.
“Franco Frattini”, so Berlusconi in einem Beitrag in den sozialen Medien, “war ein wahrer Diener des Staates: in Italien und im Ausland, wo er von allen für seine Kompetenzen geschätzt wurde, in der Rolle des EU-Kommissars und später des Außenministers. Ich werde mich immer daran erinnern, wie er komplexe Probleme mit einem Lächeln anging, sich in jede Rolle einfühlte und die Wertschätzung genoss, die ihm entgegengebracht wurde. Ich werde ihn ebenso vermissen wie alle anderen, die das Glück hatten, mit ihm zusammenzuarbeiten”.
Zahlreiche Vertreter der Politik gedenken in diesen Tagen dem Verstorbenen: “Mit großer Trauer habe ich vom Tod Franco Frattinis erfahren”, sagte der Präsident des Senats, Ignazio La Russa, “ich hatte viele Jahre lang die Gelegenheit, mit ihm zusammenzuarbeiten, und habe seine menschlichen und politischen Qualitäten geschätzt. Mit Franco geht ein anständiger Mensch, der viele gute Erinnerungen hinterlässt”. Lorenzo Fontana, der Präsident der Abgeordnetenkammer, drückte sein “tiefes Beileid” aus. Auch von Seiten der Opposition kamen anerkennende Worte: “Der frühe Tod von Franco Frattini hinterlässt ein Gefühl von tiefer Trauer”, so Enrico Letta.
Frattini war, wie auf der Website des Staatsrates nachzulesen ist, auch “stellvertretender Generalsekretär und daraufhin Generalsekretär der Präsidentschaft des Ministerrats, Minister für öffentliche Aufgaben und regionale Angelegenheiten und sowohl Minister als auch Präsident des parlamentarischen Ausschusses für die Koordinierung und Kontrolle der Informations- und Sicherheitsdienste und für das Staatsgeheimnis”. Die Politik war nicht seine einzige Leidenschaft: er war zudem als Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees, und des Komitees des italienischen Wintersportverbandes tätig.