Besser schuldenfrei in die heimische Sonne – ein Kommentar

Ein “Schuldenurlaub” kann nicht erholsam sein

Donnerstag, 23. Mai 2024 | 01:52 Uhr

Von: ka

Bozen – Dass einer Umfrage zufolge sich jeder dritte Italiener vorstellen könnte, sich für den Urlaub zu verschulden, schlägt auch hierzulande hohe Wellen.

Man muss kein Prophet sein, um sich vorzustellen, dass sich auch in Südtirol nicht wenige überlegen, für ihren Urlaub einen Kredit aufzunehmen. Dahinter steckt leider das ewige Bedürfnis nicht weniger Landsleute nicht schlechter dastehen zu wollen als der Nachbar, die Verwandtschaft oder die Arbeitskollegen. Selbst die massiv gestiegenen Urlaubskosten tun diesem perversen „Wettlauf“ keinen Abbruch.

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Die sozialen Netzwerke haben diesen Trend noch verschlimmert. Die Angst, nichts vorweisen zu können, während Freunde, Verwandte und Kollegen laufend Urlaubsfotos mit Sonne satt samt Traumstrand posten, ist größer als die wenig erfreuliche Aussicht, sonst an allen Ecken und Enden sparen zu müssen.

Dafür wird manchmal auch in Kauf genommen, weit über die eigenen Verhältnisse zu leben und von den hohen Zinsen der Konsumkredite aufgefressen zu werden, was mit der Zeit nur böse enden kann. Nach einem Sommer am Strand oder in weiter Ferne muss dann im Herbst der Rotstift angesetzt werden. Im schlimmsten Fall endet die Konsumwut vor der Schuldnerberatung, was natürlich wieder um jeden Preis verheimlicht werden muss.

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Die Südtiroler vergessen dabei leider oft, dass sie das Glück haben, in einem Land zu leben, das Auswärtige als wahren Sehnsuchtsort empfinden. Jeder von uns hat vielfältige Möglichkeiten vor der Haustür – entweder am See oder auf dem Berg – in der Sonne zu liegen oder sich sportlich zu betätigen. Zugleich wird der Geldbeutel geschont. Noch wichtiger ist, dass die im Hinterkopf schwebenden bösen Gedanken an einen entbehrungsreichen Herbst nicht die gute Sommerlaune verderben.

sbb

Zugleich sollten wir den Mut haben, uns dem „Wettlauf“ der schönsten Strandbilder zu entziehen und – wenn wir schon nicht auf die sozialen Medien verzichten können – Bilder von uns am See oder in den Bergen zu posten. Wir sollten lernen, uns nicht jedem Druck zu beugen, denn ein „Schuldenurlaub“ kann nie und nimmer erholsam und stressfrei sein.

Bezirk: Bozen