Bei der Geburt wog Niklas nur 530 Gramm

Ein schwieriger Start ins Leben mit Happy End

Freitag, 14. März 2025 | 12:00 Uhr

Von: mk

Bozen – Heute ist Niklas zwölf Jahre alt und ein aufgeweckter, wissbegieriger Bub voller Energie und Tatendrang. Schwer vorstellbar, dass er als winzigkleines Frühchen zur Welt kam. Seine Mama Irene erinnert sich noch gut an die erste heikle Zeit.

Als Niklas am 3. Dezember 2012 in der 25. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickte, wog er mit 530 Gramm nicht viel mehr als ein Päckchen Nudeln, er war nur 29,6 Zentimeter lang und sein Köpfchen hatte die Größe eines Apfels. Seine Mama Irene hatte aufgrund einer Autoimmunerkrankung eine Risikoschwangerschaft. Sie hatte schon einige Fehlgeburten hinter sich und wusste, dass es schwierig sein würde, die Schwangerschaft zu behalten. Dennoch wurden die werdenden Eltern von der plötzlichen Geburt überrumpelt. Sie wussten noch nicht, ob sie einen Buben oder ein Mädchen erwarteten und hatten noch keinen Namen für ihr Kind. Bei Irene zeichnete sich der Bauch erst leicht ab und sie spürte ihr Baby noch nicht richtig.

Nach seiner viel zu frühen Geburt verbrachte Niklas die ersten dreieinhalb Monate seines Lebens auf der Neonatologie und Neugeborenenintensivstation am Landeskrankenhaus Bozen. Hier werden alle Frühchen, kranken Neugeborenen und Säuglinge aus ganz Südtirol behandelt, die subintensiv- oder intensivmedizinische Betreuung benötigen. An der von Primar Alex Staffler geleiteten Station werden jedes Jahr über 300 Neugeborene betreut, darunter auch circa 50 sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm. Mit seinem Fliegengewicht von nur 530 Gramm zählte Niklas zu den extrem kleinen Frühchen.

Irene, die an einer Schwangerschaftsvergiftung litt, war nach dem Kaiserschnitt erst am dritten Tag dazu in der Lage, ihren winzigen Sohn auf der Intensivstation zu besuchen. Niklas’ Papa hatte ihn gleich nach der Geburt sehen können, sobald er stabilisiert war. „Mein Mann hat mir zwar ein Foto von unserem Baby gezeigt, aber ich konnte damals noch nicht realisieren, dass das mein Sohn war“, erzählt Irene. „Wir haben uns auch erst nach ein paar Tagen einen Namen für ihn überlegt. Es war sehr spontan, aber wir finden noch immer, dass der Name Niklas sehr gut zu ihm passt.“

Die Zeit auf der Neonatologie war risikoreich und geprägt von Höhen und Tiefen. Die Organe von Niklas waren sehr unreif, in den ersten Tagen waren sogar seine Augen noch geschlossen. Etwa einen Monat lang musste er künstlich beatmet werden, danach bekam er nur noch etwas zusätzlichen Sauerstoff als Atemhilfe. Seine Lunge wurde mit Kortison behandelt, er hatte eine Blutung im Gehirn und konnte noch nicht selbständig trinken. „Zunächst musste Niklas mit einer kleinen Sonde künstlich ernährt werden, erst nach einem Monat konnte er saugen. Glücklicherweise hat es funktioniert, Muttermilch für ihn abzupumpen“, erinnert sich Irene. Sie selbst oder die Krankenpflegerinnen und -pfleger gaben ihm neun Mal am Tag die winzige Menge von fünf Milliliter Muttermilch.

Irene wurde zwei Wochen nach der Geburt nach Hause entlassen. Von da an begann sie ein Tagebuch über Niklas’ Fortschritte zu schreiben. „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, als ich Niklas zum ersten Mal auf der Brust halten durfte. Vorher war Niklas immer im Brutkasten und wir konnten ihn nur an den Händen und am Kopf berühren. Das war ein sehr emotionaler Augenblick und mir wurde dabei zum ersten Mal richtig bewusst, dass Niklas mein Kind ist.“ Das Team der Neugeborenenintensivstation beschreibt Irene als sehr engagiert. „Mein Mann und ich haben uns auf der Station immer sehr wohl gefühlt. Alle unsere Fragen wurden beantwortet und uns wurde auch psychologische Hilfe angeboten. Die Ärztinnen und Ärzte versuchten uns die Angst zu nehmen und waren für uns immer greifbar. Besonders der damalige Primar Hubert Messner machte uns Eltern Mut.“

Am 15. März, an seinem eigentlichen Geburtstermin, durften die Eltern Niklas mit nach Hause nehmen. „Wir haben uns natürlich sehr gefreut“, erzählt Irene. „Andererseits war es auch beängstigend, nicht mehr rund um die Uhr in einem behüteten Ambiente zu sein. Niklas war aber ein ruhiges Baby, er hat viel geschlafen und vor allem hat er einen festen Rhythmus von der Station mitbekommen, das war wirklich fein.“

Niklas entwickelte sich sehr gut, er musste jedoch weiterhin zu regelmäßigen Kontrollen ins Krankenhaus. „Niklas hat eine leichte Beeinträchtigung des Gehörs und er trägt Hörgeräte. Auch seine Augen mussten regelmäßig untersucht werden und er bekam Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.“ In den ersten Jahren machten sich in seiner Entwicklung die fehlenden drei Monate noch bemerkbar.

Heute besucht Niklas die erste Mittelschule, er ist sehr sportlich und liebt Radfahren, Klettern und Schwimmen. Im Winter hat er ein besonderes Hobby, nämlich Skispringen auf der Sprungschanze, Niklas nimmt sogar an Wettkämpfen teil. Irene erzählt, dass Niklas oft darüber redet, dass er sehr klein war, als er zur Welt kam, aber jetzt stark geworden ist. „Unser Sohn hat sich prächtig entwickelt und wir sind sehr dankbar für diese große Leistung der Medizin. Es ist wirklich alles optimal gelaufen und hat ein gutes Ende genommen“, so Irene.

Bezirk: Bozen

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