Von: ka
Bozen – Nun ist es fast durchgestanden. Die beiden jungen Südtiroler bekommen nach ihrer übermütigen Tat, im Suff thailändische Fahnen heruntergerissen zu haben, einen riesigen Strafnachlass und müssen, anstatt zwei Jahre in einem südostasiatischen Kerker zu verbüßen, bestenfalls mit drei Wochen in Abschiebehaft vor dem Heimflug rechnen. Zu Recht forderten die meisten heimischen Kommentatoren und Politiker eine milde Strafe, zu Recht wurde auf das junge – und meist auch „tamische“ – Alter und den Alkoholeinfluss hingewiesen, aber dennoch wirft das Geschehene eine ganze Reihe von Fragen auf.
Zum einen scheint es in Südtirol oft nicht mehr Brauch zu sein, dass man den Kindern und Jugendlichen beibringt, sich besonders in der Fremde anständig aufzuführen. Es fehlt auch die Sensibilität, dass man nicht nur hierzulande, sondern gerade auch im Ausland fremdem Eigentum und staatlichen Symbolen den entsprechenden Respekt entgegenbringen sollte. Aber das funktioniert nicht mal bei uns, geschweige jenseits der Grenzen.
Es vergeht bei uns kein Wochenende, an dem nicht Fahrzeuge, Parkbänke, Scheiben und Laternen beschädigt werden. Die Kosten tragen etwa nicht „feiernde“ Jugendliche und junge Männer, sondern die Allgemeinheit. Die beiden Südtiroler, denen anstelle der Abschiebehaft eine mehrwöchige Sozialstrafe gut getan hätte, haben vielleicht in den letzten paar Tagen mehr gelernt, als in manchen Jahren zuvor. Vielleicht lernt auch der Rest Südtirols aus dieser thailändischen Odyssee etwas.
Entwickeln wir endlich eine Feierkultur, die mit weniger Alkohol und mehr Respekt auskommt.