Von: luk
Bozen – Bozens ehemaliger Bürgermeister Luigi Spagnolli steht bekanntlich wegen mutmaßlicher Unregelmäßigkeiten rund um den Ausbau des Einkaufszentrums Twenty vor Gericht. Gestern haben zwei Funktionäre der Flugsicherheitsbehörde ENAC aus Rom ihre Aussage gemacht. Spagnolli wird bekanntlich vorgeworfen, sein Bürgermeisteramt unrechtmäßig genutzt zu haben, um den Weg für den Ausbau des Einkaufszentrums zu ebnen.
ENAC-Vize-Generaldirektor Alessandro Cardi erklärte gestern laut Medienberichten, dass die ENAC im Jahr 2012 Bedenken zum Ausbau des Twenty geäußert habe. Roberto Vergari, Direktor für die technische Überwachung, erinnerte daran, dass der ENAC drei Projektvorschläge unterbreitet worden waren, wo das Landeseinkaufszentrum entstehen solle. Dabei sei der Umbau der früheren „Metro“ in puncto Sicherheit der Vorzug gegeben worden, da dort nur ein Teil des geplanten Parkplatzes in die Risikozone gefallen wäre. An zweiter Stelle habe man den Plan der Aspiag gestellt, der Standort des Twenty sei dritte Wahl gewesen. Bekanntlich fiel die Wahl dann doch auf das Twenty.
Spagnollis Verteidiger Marco Mayr erklärte, dass der Standort des Twenty kaum überflogen werde. Zeugin Virna Bussadori, Direktorin des Landesamtes für überörtliche Raumplanung, hatte erklärt, dass der Plan für den Flughafen der Situation in Bozen nicht entspreche. Die berechnete Risikozone sei ähnlich wie jene von Malpensa (Mailand) ausgerichtet. Mayr kündigte ein Gutachten zum Risikoplan an. Er will damit Fehleinschätzungen aufdecken.
Indes hat sich Unternehmer Pietro Tosolini als Nebenkläger in den Prozess eingelassen. Er betonte gestern vor Gericht, dass drei seiner Gesellschaften (Habitat, Metab, und Centrum) durch die Entscheidung einen Schaden erlitten hätten. Habitat und Metab hätten nicht auf dem Metro-Gelände das Einkaufszentrum verwirklichen können. Also jenes Gelände, das die Enac-Sachverständigen als das sicherste der drei bezeichnet hatten.
Das eröffnete Einkaufshaus „Centrum“ hätte nach der Eröffnung des Twenty viel Kundschaft verloren. 38 Millionen seien der Unternehmensgruppe insgesamt entgangen, rechnete Tosolini gestern vor.