Von: mk
Ancarano – Obwohl 95 Prozent der Häuser in der Berggemeinde Ancarano in Umbrien nach den letzten Erdbeben im vergangenen Winter nach wie vor in Trümmern liegen, wurde die Baustelle für ein Sozialzentrum zur Wiederansiedelung der Bevölkerung von der Staatsanwaltschaft von Spoleto beschlagnahmt. Nicht nur für die Bewohner ist das bitter: Die Bauarbeiten wurden größtenteils mit Spenden von privaten Firmen aus Südtirol und dem Trentino sowie der Gemeinde Leifers finanziert.
Während die Gemeinde Leifers 59.000 Euro locker gemacht hat, kamen durch den Beitrag der Firmen insgesamt rund 400.000 Euro zusammen. Der Bau riskiert nun Opfer der langsamen Mühlen der Justiz in Italien zu werden und somit unvollendet zu bleiben.
Wie Gemeindeassessor Giuliano Vettorato erklärt, wurde unter anderem dem Bürgermeister von Norcia der Ermittlungsbescheid zugestellt. „Laut der Staatsanwaltschaft von Spoleto sei der Bau aufgrund von Notstandsregelungen und nicht nach herkömmlichen Abläufen genehmigt worden“, betont Vettorato. Im Ausnahmezustand bei Erdbeben können Bürgermeister eigenmächtiger Entscheidungen treffen. Bauprojekte müssen etwa nicht vorher von der Baukommission abgesegnet werden.
„Die Staatsanwaltschaft von Spoleto meint, das Sozialzentrum hätte mittels herkömmlicher Vorgangsweise autorisiert werden müssen“, erklärt Vettorato. Das Sozialzentrum war auch als Unterschlupf für die Bevölkerung im Fall von Erdbeben gedacht.