Von: mk
Bozen – Am 6. Juli ist die breit angelegte Studie zu den Auswirkungen des neuartigen Coronavirus in Südtirol gestartet, die gemeinsam vom Südtiroler Sanitätsbetrieb, dem Psychologischen Dienst des Gesundheitsbezirkes Brixen, dem Institut für Allgemeinmedizin an der Claudiana, Eurac Research sowie ASTAT durchgeführt und von der Operativen Einheit klinische Führung der Abteilung Gesundheit koordiniert wurde. Nun liegen erste epidemiologische Ergebnisse vor.
In der gesamten Provinz Bozen wurde eine Zufallsstichprobe von 3.657 Personen mit Hilfe des Landesstatistikinstitut ASTAT gezogen. Aus Gemeinden mit hoher und niedriger Infektionsrate wurden weitere 1.762 Personen zur Teilnahme an der Studie eingeladen.
Insgesamt nahmen 1.504 Personen an der Studie teil. Die Nasen-Rachen-Abstriche (PCR-Tests) waren dabei allesamt negativ. Somit lag bei keinem Teilnehmer im dreiwöchigen Untersuchungszeitraum eine akute Covid-19-Infektion vor. Eine Quarantäne war deshalb bei keinem Teilnehmer erforderlich. Anhand der serologischen Untersuchung hinsichtlich SARS-CoV-2-spezifischer Antikörper ergibt sich für Südtirol eine Seroprävalenz von 2,5 Prozent (ohne Gröden) bzw. 2,9 Prozent (mit Daten der Covid-19-Studie in Gröden). Die staatliche ISTAT-Studie ergab für Südtirol mit 3,3 Prozent eine ähnliche Prävalenz. Wie vermutet, sind landesweit somit weit weniger Südtirolerinnen und Südtiroler mit dem Virus in Kontakt gekommen als beispielsweise in Gröden, wo die Covid-Studie eine Seroprävalenz von 27 Prozent ergeben hat.
In Gemeinden mit einer höheren Covid-19-Infektionsrate zeigte sich auch in der landesweiten Covid-19-Studie ein höherer Anteil der Bevölkerung mit SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern (Kastelruth: 16,9 Prozent, Völs: 5,8 Prozent, Eppan 4,8 Prozent). Ein Drittel (34 Prozent) der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit nachgewiesenen Antikörpern beschrieben dabei einen asymptomatischen Krankheitsverlauf.
Diese Ergebnisse stellen nach der Grödner Studie einen ersten landesweiten „Schnappschuss“ zur Situation in Südtirol dar. Der geringe Anteil an Personen mit SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern mahnen zur Vorsicht und zur Eigenverantwortung, weiterhin Abstand zu halten, regelmäßig Hände zu waschen und wo vorgesehen den Nasen-Mundschutz zu tragen, um eine Zunahme von Covid-19-Infektionen zu vermeiden.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist derzeit noch unklar, wie lange Antikörper im Blut nachweisbar sind. Für Personen mit nachgewiesenen SARS-CoV-2-spezifischer Antikörpern bleibt derzeit somit noch offen, ob und – falls ja – wie lange eine Immunität gegeben ist. Weiterführende Untersuchungen zu diesem Thema werden im Rahmen dieser Studie noch durchgeführt und laufen weltweit.
Die Teilnahme an der landesweiten Studie fiel mit 28Prozent zwar höher aus als bei der ISTAT-Studie (20Prozent), allerdings deutlich geringer als erwartet. Trotzdem ist die Aussagekraft der Studienergebnisse gegeben. Mögliche Gründe für die geringe Beteiligung sind, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Untersuchungszeitraum ferienbedingt abwesend waren, aus Angst vor einer möglichen Quarantäne nicht teilnahmen und die Teilnehmer die Einladungsbriefe teils sehr spät erhielten. Aus logistischen und Ressourcengründen konnte der Untersuchungszeitraum leider nicht verlängert werden, um auch die Teilnahme zu einem späteren Zeitpunkt zu ermöglichen.
In den kommenden Wochen wird eine detailliertere Auswertung der gesammelten Daten aller drei Studienstränge erfolgen, beispielsweise die klinischen Merkmale, die soziodemographischen Merkmale, Verhaltensgewohnheiten und emotionalen Befindlichkeiten, sowie mögliche genetische Risikofaktoren die mit einer COVID-19-Infektion einhergehen. Diese Ergebnisse werden weitere wichtige Erkenntnisse für die Südtiroler Bevölkerung liefern und der Öffentlichkeit entsprechend vorgestellt und kommuniziert werden.