Sturmtief über Europa

Erstes Todesopfer durch Sturmtief in Österreich

Freitag, 22. Dezember 2023 | 14:37 Uhr

Von: apa

Der starke Sturm hat in der Nacht auf Freitag in Österreich ein erstes Todesopfer gefordert. In Klosterneuburg (Bezirk Tulln) in Niederösterreich fiel ein Baum um und hat einen Hochstand mitgerissen, auf dem sich ein Jäger befand, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger zur APA. Für den Mann kam jede Hilfe zu spät. In Salzburg stürzte im Stadtteil Liefering ein Baum auf einen vorbeifahrenden Obus, dabei wurde die 55-jährige Lenkerin verletzt.

Zu dem tödlichen Vorfall kam es laut dem Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos im Zuge einer Wildschweinjagd im Augebiet von Klosterneuburg. Die Einsatzkräfte wurden gegen 1.00 Uhr alarmiert und befreiten den älteren Mann. Der Notarzt konnte aber nur noch den Tod des Jägers feststellen, sagte Resperger. Die Feuerwehren standen in Niederösterreich außerdem im Einsatz, um umgestürzte Bäume zu beseitigen. Zudem wurden Strom- und Telefonleitungen beschädigt. Gerechnet werde mit “massiven” Einsätzen bis zum Wochenende, sagte Resperger.

In Salzburg entwurzelten im Stadtteil Liefering die orkanartigen Windböen in der Peter-Pfenninger-Straße einen großen Baum, der dann auf einen Obus stürzte. Fahrgäste kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden, die Buslenkerin musste mit ersten Informationen nach leichten Verletzungen ins Spital gebracht werden. Am Fahrzeug und an den Oberleitungen entstand erheblicher Sachschaden. In der Folge wurde gegen 23.00 Uhr der gesamte Obus-Verkehr in Salzburg eingestellt.

Laut Landesfeuerwehrkommando hatten es die rund 620 Einsatzkräfte vor allem mit umgestürzten Bäumen, abgerissenen Ästen und abgestürzten Dach- und Fassadenteilen zu tun, die Straßen blockierten. In Bürmoos (Flachgau) wurde eine Garnitur der Salzburger Lokalbahn wegen umgestürzter Bäume und Leitungsschäden geräumt. Umgestürzte Bäume sorgten Freitagfrüh für erheblichen Stau auf der Tauernautobahn (A10), wie der ÖAMTC der APA mitteilte. Auch der Flugverkehr war betroffen.

In Oberösterreich wütete der Sturm besonders betroffen im Inn-, Hausruck- und Traunviertel sowie in Bad Ischl. Im Bezirk Vöcklabruck wurde ein Fahrzeug von umgestürzten Bäumen eingeschlossen. Alle Insassen konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. In der Gemeinde Hartkirchen (Bezirk Eferding) war vorerst eine Siedlung mit acht Häusern nicht erreichbar, da mehrere umgeknickte Bäume die einzige Zufahrtsstraße blockierten.

Auch in der Steiermark gab es zahlreiche Feuerwehreinsätze: Im obersteirischen Bezirk Liezen standen rund 20 Wehren mit 280 Männer und Frauen im Unwettereinsatz, hieß es in einer Aussendung des Bereichsfeuerwehrkommandos Liezen. Die Ausläufer des Sturmtiefs zogen bis nach Graz, wo gegen 1.00 Uhr Böen über das Stadtgebiet peitschten. Im Bezirk Liezen waren zahlreiche Bäume auf Straßen und Bahngleise gestürzt. Durch den Schneefall in höheren Lagen kam es zu Verkehrsunfällen und der Niederschlag in den Täler sorgte für teils überschwemmte Keller. Davon betroffen ist etwa auch das Seniorenpflegeheim Gröbming.

In Tirol hatten die Techniker des Stromversorgers Tinetz in der Nacht auf Freitag einiges zu tun. “Starke, lokale Windböen” führten zu Störungen im Netzbetrieb, vor allem im Bereich rund um den Achensee (Bezirk Schwaz) sowie im Bezirk Kitzbühel. “Kurzfristig war heute früh auch das Stubaital ohne Strom, nachdem ein Baum in eine Leitung gestürzt ist”, sagte Tinetz-Einsatzleiter Hannes Koll in einer Aussendung. Zudem wurde eine Leitung zwischen Imst und Reutte unterbrochen und musste ein Baum herausgeschnitten werden. Mehrere Einsätze wurden auch in Osttirol verzeichnet. Insgesamt waren bis zu 12.000 Haushalte ohne Strom.

Außerdem gab es einige Straßensperren. Im Pitztal sorgte ein Murenabgang zwischen Jerzens und Arzl im Pitztal (Bezirk Imst) für einer Blockade, eine Umleitung wurde eingerichtet. Die Landesstraßen zwischen Gramais und Häselgehr sowie zwischen Kaisers und Steeg (Bezirk Reutte) waren wegen Lawinengefahr gesperrt.

In Wien gab es ebenfalls mehr Arbeit für die Feuerwehr. Von 210 Einsätzen waren 80 auf den Sturm zurückzuführen, hieß es auf APA-Anfrage. Grobe Schäden wurden aber keine verzeichnet.

Vergleichsweise ruhig verlief die Nacht hingegen in Vorarlberg. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete lediglich sieben Einsätze infolge des stürmischen Windes. Starke Böen hatten Bäume umstürzen und Äste herabfallen lassen, die Feuerwehren mussten die verlegten Straßen freiräumen. Größerer Schaden oder gar Personenschaden sei nicht entstanden, hieß es Freitag früh bei der RFL.

Die Spitzenwerte des Sturms wurden von Geosphere Austria mit 162,6 km/h am Feuerkogel in Oberösterreich (1.618 Meter Seehöhe), mit 160,6 km/h auf der Kärntner Messstation Kölnbreinsperre in 1.916 Metern Seehöhe, mit 159,5 km/h am Galzig in Tirol (2.079 Meter Seehöhe) und mit 148,3 km/h in der Station Semmering/Sonnwendstein in Niederösterreich (1.500 Meter Seehöhe) registriert.