Von: luk
Watzmann – Ein Urlauber-Paar aus Nordrhein-Westfalen ist bei einer anspruchsvollen Wanderung am Watzmann in Bayern in Bergnot geraten, hat einen Notruf abgesetzt und wurde in einem schwierigen Einsatz von der Bergwacht Ramsau gerettet. Doch die beiden waren danach alles andere als dankbar. Mehr noch: Sie waren regelrecht aufgebracht und beschwerten sich, weil ihre Ausrüstung zurückbleiben musste und sie angeblich schlecht behandelt worden seien.
Der Mann (37) und eine Frau (29) wollten den Watzmann am Pfingstsonntag überschreiten, hatten sich allerdings wegen schlechter Sicht und dicker Schneedecke verstiegen. Aufgrund der Kälte waren sie zu erschöpft, um ihre Tour fortzusetzen und alarmierten den Notruf. Daraufhin rückte die Bergwacht Ramsau aus.
Sie beschreibt den Einsatz angesichts der schwierigen Bedingungen als “Meisterleistung” und als “auch für die Retter riskant”. Im Einsatz waren zwei Helikopter und 16 Rettungskräfte.
Laut Bergwacht habe man den beiden nahegelegt, den Anweisungen der Crew folgezuleisten. “Zwei Bergretter arbeiteten sich so schnell wie nur möglich über den rutschigen Altschnee vor, wobei die gesamte lokale alpine Quellbewölkung in Bewegung geriet, die Südspitze erstmals vom Hocheck aus sichtbar wurde und einen kurzen Anflug auf Sicht möglich machte. Da die Zeit drängte, mussten die Retter an der Einsatzstelle die Verstiegenen sehr direkt auffordern, nicht mehr zeitaufwendig ihre Biwak-Ausrüstung einzupacken, damit der Heli die kurze Wolkenlücke nutzen und sie sofort abholen kann”, so Bergwacht-Sprecher Michael Renner.
Das in Not befindliche Paar zeigte sich zunächst kooperativ, im Tal folgten dann aber Beschwerden. Sie seien als Patienten noch nie zuvor so schlecht behandelt worden, erklärten die beiden Urlauber aus NRW, bevor sie verschwanden.
„Wir müssen in derart hoch dynamischen Einsatzlagen oft sehr schnell Entscheidungen treffen und auch mal recht direkt mit Betroffenen sprechen, die nicht immer sofort die Brisanz der Lage und das hohe Risiko für alle Beteiligten realistisch einschätzen können. Ein zurückgelassener Schlafsack steht in keinem Verhältnis zu Leben und Gesundheit von Menschen“, erklärt Bergwacht-Sprecher Michael Renner, der sich mit seinen Kameraden trotz langjähriger Einsatzerfahrung über die Reaktion schon etwas ärgert: „Betroffene reagieren unter den Eindrücken einer Ausnahme-Situation sicher anders, als sie es vielleicht sonst machen würden, weshalb wir so etwas nicht überbewerten, auch wenn es etwas irritiert, da wir ja nur möglichst gut helfen wollen!“
Nachdem das Paar ins Tal gebracht wurde und in Sicherheit war, mussten am Berg die restlichen Retter noch eine Stunde warten, bis auch sie vom Helikopter abgeholt werden konnten.
Bergwacht-Sprecher Michael Renner: “Wir sind zunehmend verwundert über die gefährliche Erwartungshaltung, die sich scheinbar mehr und mehr zu etablieren scheint, dass die Rettung im Hochgebirge bei Wind und Wetter sowohl eine garantierte als auch eine unkritische Sache wäre – auch wenn manche Bergsteiger das vielleicht nicht so gut einschätzen können und anders reagieren als jemand, der tatsächlich weiß, auf was er sich bei einer winterlichen Grat-Überschreitung einlässt. Auch für uns war der Einsatz im rutschigen und schwer einzuschätzenden Altschnee im Absturz-Gelände riskant.“