Alkohol-Exzesse in Reinswald schlagen hohe Wellen

„Es gab viel Alkohol, sie wurden ohnmächtig und fielen um“

Dienstag, 25. März 2025 | 07:04 Uhr

Von: ka

Sarntal/Reinswald – Der massive Alkoholmissbrauch bei einer Party im Skigebiet Reinswald im Sarntal, der zu einem Großeinsatz der Rettungskräfte und der Einlieferung von elf meist jugendlichen Personen ins Krankenhaus Bozen führte, schlägt auch in Italien hohe Wellen. Auch Italiens größte Tageszeitung, der Mailänder Corriere della Sera, berichtet über die Alkoholexzesse „auf 1.700 Metern Seehöhe“.

Für die anfängliche Vermutung, dass den alkoholischen Getränken K.-o.-Tropfen beigemischt wurden, scheint es nach Angaben der Carabinieri kaum Anhaltspunkte zu geben. Peter Koler vom Forum Prävention vermutet vielmehr, dass Flaschen mit 100-prozentigem Alkohol im Umlauf waren. Die Jugendlichen, die es nicht gewohnt seien, Alkohol in dieser hohen Konzentration zu konsumieren, seien innerhalb kürzester Zeit zusammengebrochen. „Es gab viel Alkohol, sie wurden ohnmächtig und fielen um“, zitiert der Corriere del Trentino den Hüttenwirt.

APA/APA/dpa/Silas Stein

Völlig aus dem Ruder gelaufen ist die Happy Hour der Vintage Party TSW auf der Sunnolm im Skigebiet Reinswald im Sarntal, die am Samstag, dem 22. März von 10.00 bis 18.00 Uhr stattfand. Nachdem mehrere Jugendliche und junge Leute nach massivem Alkoholmissbrauch zusammengebrochen waren, wurden am Samstagnachmittag gegen 16.00 Uhr die Rettungskräfte alarmiert.

Der von der Notrufzentrale alarmierte Rettungshubschrauber des Aiut Alpin Dolomites mit Notarzt, die Bergrettung Sarntal, die Wasserrettung, das Weiße Kreuz mit einem Rettungswagen und die Carabinieri rückten zum Einsatzort aus. Beim Eintreffen fanden die Einsatzkräfte mehrere stark alkoholisierte Personen vor. Um die elf zum Teil schwer verletzten Personen versorgen zu können, wurde ein Behandlungszelt aufgebaut. Acht Personen wurden leicht, zwei mittelschwer und eine Person schwer verletzt. Acht Patienten mussten nach der Erstversorgung in das Krankenhaus Bozen eingeliefert werden. Auf Anweisung der Carabinieri wurde die Party abgebrochen.

Freiwillige Feuerwehr Reinswald

Exzesse dieses Ausmaßes hätten die Einsatzkräfte noch nie erlebt. Es wird von Jugendlichen berichtet, die mit fast leeren Flaschen durch den Schnee torkelten, offenbar zu Hunderten auch außerhalb des abgesperrten Geländes. Der Hüttenwirt der Sunnolm, Josef Hochkofler, einer der Organisatoren des Festes, berichtet, dass seiner Meinung nach viele Jugendliche und junge Leute Flaschen mit Superalkoholika und anderen alkoholischen Getränken in ihren Rucksäcken mit zum Fest gebracht hätten.

„Am nächsten Tag habe ich den Weg zu unserer Alm gesäubert und dabei leere Flaschen und Dosen von Alkoholika-Marken eingesammelt, die in meiner Hütte nicht verkauft werden. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass sie mit dem ganzen Zeug im Rucksack schon oben angekommen sind“, erklärt Josef Hochkofler.

APA/APA/dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Da die Genehmigung für die Veranstaltung im Außenbereich seines Lokals bis zu 1.500 Festbesucher zulässt, betont der Sunnolm-Hüttenwirt, dass aus lizenzrechtlicher Sicht alles in Ordnung war.

„Wir haben einen Sicherheitsdienst organisiert und zusätzliche Toiletten im Außenbereich aufgestellt. Ich kann sagen, dass alle Vorschriften eingehalten wurden und wir keinen Alkohol an Minderjährige verkauft haben, aber natürlich ist bei so einem Andrang wie am vergangenen Samstag, wo unter anderem auch Gäste anwesend waren, die nicht zum Feiern, sondern wie so viele andere zum Skifahren gekommen waren, sicher einiges aus dem Ruder gelaufen. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es kam alles sehr plötzlich. Innerhalb einer halben Stunde wurde vielen schlecht. Einige wurden ohnmächtig, andere stürzten und verletzten sich“, erzählt Josef Hochkofler.

La festa a 1.700 metri di altitudine, vicino al comprensorio sciistico altoatesino di Reinswald a Sarentino. I soccorsi anche in elicottero.«Forse colpa dell'alcol ma non solo»

Posted by Corriere del Trentino on Sunday, March 23, 2025

Wie einige Retter berichten, erlitt einer der stark betrunkenen Jugendlichen einen Unterschenkelbruch, ein anderer eine Schulterverletzung.

Auch Bernhard Groß von der Bergrettung Sarntal, der die Rettungsaktion koordinierte, ist ratlos. „Normalerweise werden wir zu Einsätzen im Schnee oder im Hochgebirge gerufen, aber mit so einer Rettungsaktion konfrontiert zu werden, war schon ein Schock für uns. Da oben waren viele Leute, vielleicht zweitausend, und wir haben zwei mit einem Knochenbruch und einen mit einer ausgekugelten Schulter gerettet. Aber es lagen mindestens zehn bis fünfzehn weitere Personen am Boden, viele bewusstlos, im Koma oder vielleicht unter dem Einfluss anderer Substanzen“, sagt Bernhard Groß.

Alkohol & Verdauung: Warum euer Darm nach dem Feiern rebelliert
Pixabay

Ob die Jugendlichen neben Alkohol auch andere Substanzen bewusst oder unbewusst zu sich genommen haben, wird derzeit von den zuständigen Behörden durch toxikologische Untersuchungen geklärt. Die anfängliche Vermutung, dass auch andere Substanzen im Spiel gewesen sein und Unbekannte den Betroffenen heimlich etwas ins Glas geschüttet haben könnten, hat sich bislang allerdings nicht bestätigt.

Peter Koler vom Forum Prävention vermutet, dass Flaschen mit 100-prozentigem Alkohol die Runde gemacht haben. Er spricht von der traurigen „Mode“, reinen Alkohol mit Wasser oder Säften zu mischen.

Forum Prävention/Peter Koler

„Leider kommt es vor, dass scheinbar harmlose Flaschen mit Wasser angeboten werden, die aber 100-prozentigen Alkohol enthalten. Jugendliche, die es nicht gewohnt sind, Alkohol auf diese Weise zu konsumieren, kollabieren innerhalb kürzester Zeit. Es können auch Benzodiazepine im Spiel gewesen sein, aber ich glaube, dass ein Teil des Phänomens auch auf eine Art kollektive Psychose zurückzuführen ist. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass Substanzen wie Vergewaltigungsdrogen eine Rolle gespielt haben“, so Peter Koler gegenüber dem Corriere del Trentino.

Tatsache ist, dass die Jugendlichen ein hohes Risiko eingegangen sind und es nur dem Glück und dem schnellen Eingreifen der Rettungskräfte zu verdanken ist, dass die Alkoholexzesse nicht in einer Tragödie endeten. Die Frage, was getan werden kann, um Jugendliche vom Alkoholmissbrauch fernzuhalten und Alkoholexzesse wie in Reinswald zu verhindern, stellt sich nicht nur in Südtirol.

 

Bezirk: Bozen

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