Von: mk
Bozen – Nach dem spurlosen Verschwinden des 23-jährigen Bozner Informatikers Fabrizio Rocca in Porto Rotondo auf Sardinien ist seine Mutter Raffaella De Rosa sofort auf die Insel gefahren und verfolgt voller Sorge die Suchaktion mit. Gleichzeitig liefert die Bozner Lehrerin wichtige Details, die das Bild der Geschehnisse abrunden könnten.
Demnach sei Fabrizio am 14. Mai am Vormittag in Porto Rotondo angekommen, weil er in der Residence Bouganville Verkabelungsarbeiten erledigen sollte. Dort war er auch untergebracht. Nachdem er seinen Auftrag erledigt hatte, telefonierte er am Abend gegen 20.40 Uhr noch mit seiner Mutter. Obwohl er sich über seinen Erfolg gefreut habe, soll sich der 23-Jährige auch über Bauchschmerzen beklagt haben. „Fabrizio leidet unter einer Blinddarmentzündung. Die Ärzte wägen derzeit ab, ob sie operieren sollen, oder nicht“, erklärt die Mutter.
Weil sie befürchtete, dass es zum Wanddurchbruch und damit zu einer lebensgefährlichen Baufellentzündung gekommen sein könnte, riet die Mutter ihrem Sohn, sofort einen Arzt aufzusuchen. Offenbar hatte der junge Mann den Rat seiner Mutter ernst genommen, denn nach dem Anruf verließ er das Zimmer.
Doch für einen Arztbesuch benötigte er seine Dokumente, die sich – mit seinem Tablet – im Büro des Pförtners befanden. Der Pförtner war allerdings nicht da und das Büro war abgeschlossen. Wie die Mutter vermutet, litt ihr Sohn unter immer heftigeren Schmerzen, was ihn zu dem Versuch veranlasst haben könnte, die Glastür mit einem Feuerlöscher einzuschlagen – eine durchaus ungewöhnliche Geste für jemanden mit einem sonst sehr ausgeglichenen Temperament.
Obwohl es ihm nicht gelungen ist, die Tür zu öffnen, wurde die Szene dennoch von den Überwachungskameras aufgezeichnet. Dabei wurde ein weiteres Detail gefilmt, dem bisher wenig Beachtung geschenkt worden war. „Während er mit dem Feuerlöscher hantierte, hat sich aus Versehen der Verschluss geöffnet und Fabrizio wurde von einem mächtigen Strahl des Inhalts getroffen“, erklärt die Mutter.
Deshalb hat ihn vermutlich auch eine weitere Überwachungskamera wenig später am Hafen gefilmt. „Man sieht deutlich, wie er sich überlegt und in Ruhe sein verschmutztes Hemd auszieht und sich das Gesicht, den Kopf und die Arme wascht“, erklärt die Mutter. Fabrizio scheint auf der Aufzeichnung klar bei Sinnen zu sein, nichts deutet auf einen „verwirrten Zustand“ hin, von dem Medien in den letzten Tagen berichtet haben.
Wie weitere Bilder der Kamera nahelegen, hat Fabrizio danach kehrtgemacht. „Vielleicht wollte er in die Residence zurückkehren oder weiter nach einem Arzt suchen“, vermutet die Mutter. Gleichzeitig befürchtet sie, dass ihm auf seinem Weg etwas zugestoßen sein könnte. Zuletzt sieht auf den Aufzeichnungen der Überwachungskamera, wie der 1,90 Meter große 23-Jährige im Dunkeln verschwindet.
Die Ermittler haben unterdessen auch sein Tablet unter die Lupe genommen. Auch in seinen jüngsten Nachrichten an seine Freunde deutet alles darauf hin, dass es dem 23-Jährigen gut ging und dass er glücklich war.
Unterdessen läuft die Suche nach dem jungen Mann weiter auf Hochtouren – sowohl im Wasser oder auch an Land. Befürchtet wird, dass er in der Nacht einen falschen Weg eingeschlagen haben und eventuell auch ins Meer gestürzt sein könnte.
Laut Auskunft der Mutter hat den 23-Jährigen niemand gesehen. „Zuerst haben wir uns gedacht, dass er wegen eines Übelkeitsanfalls Zuflucht unter einem Baum gesucht haben könnte – oder dass Fabrizio sich schämt, weil er die Tür der Residence eingeschlagen hat, und deshalb eine andere Unterkunft gesucht hat. Doch mittlerweile sind zu viele Tage vergangen. Den Schock hätte er sicher längst überwunden“, betont die Frau.
Doch damit bleibt allerdings auch die Ungewissheit der Eltern, der Angehörigen und der Freund des jungen Mannes bestehen.