Fels noch immer in Bewegung

Kleine Gaisl kommt nicht zur Ruhe

Dienstag, 23. August 2016 | 17:56 Uhr
Update

Von: luk

Prags – Vom Gipfelbereich der Kleinen Gaisl in Prags stürzten noch immer Gesteinsbrocken in die Tiefe – vor allem in den wärmeren Stunden des Tages.

Die Situation ist aber laut Medienberichten nicht besorgniserregend. Bis jetzt sind insgesamt über eine Million Kubikmeter Gestein und Geröll abgegangen.

Die Landesgeologen, die die Abbruchstelle unter Beobachtung halten, sprechen von einem der größten Gesteinsabbrüche in den Alpen in den letzten 100 Jahren.

BISHER

Der Fels im Gipfelbereich der 2860 Meter hohen Kleinen Gaisl in Prags ist in Bewegung. Es hat sich in den vergangenen Tagen eine 200 Meter lange Spalte geöffnet. Außerdem durchziehen den Fels auch mehrere kleine Spalten.

Immer wieder hat sich daraus Material gelöst, was Erdrutsche und Felsstürze zur Folge hatte.

Aus diesem Grund hat der Pragser Bürgermeister Friedrich Mittermair bereits zu Wochenbeginn den Wander- und Verbindungssteig zwischen der Rossalm und der Stollaalm schließen lassen. Schließlich wurde aus Sicherheitsgründen dann auch den Forstweg zur Rossalm gesperrt. Mittlerweile ist die Rossalm wieder geöffnet und kann über die Wanderwege vom Pragser Wildsee und über die Postmeisteralm erreicht werden.

Am Dienstag haben sich Landesgeologe Carraro, der Amtsdirektor des Forstinspektorates Welsberg, Günther Pörnbacher, der Chef der Bergrettung Hochpustertal, Norbert Pahl, und Vizebürgermeister Erwin Steiner das Gebiet vom Hubschrauber aus angeschaut, berichtet das Tagblatt Dolomiten. Wie viel Material bereits abgegangen ist, sei schwer zu schätzen, hieß es, „aber an die 20.000 Kubikmeter dürften es sein“.

Zu einem größeren Felssturz kam es am Donnerstag, worauf Carraro, Pörnbacher, Pahl sowie ein Vertreter der Carabinieri das Gebiet noch einmal überflogen.

Neuer Felssturz in der Nacht auf Samstag

In der Nacht auf Samstag ist noch einmal eine gewaltige Menge an Material abgegangen. Es sollen zwischen 600.000 und 700.000 Kubikmeter sein.

Wie Erwin Steiner vom Zivilschutz erklärt, sind bis jetzt rund 90 Prozent der lockeren Steine abgegangen, vorsichtshalber bleibt der Wanderweg von der Rossalm zur Stolla Alm aber gesperrt. Der Weg vom Brüggele zur Rossalm kann voraussichtlich am Montag wieder geöffnet werden.

Der Grund dafür ist der abtauende Permafrost in den Alpen. Deshalb kommt es immer wieder zu solchen Felsstürzen. Die unteren Steinschichten tauen auf und dehnen sich aus, wodurch der Druck von unten auf die obere Schicht immer größer wird, bis das Felsmaterial nach außen geschoben wird und schließlich abbricht.

Weitere Gesteinsblöcke sollen zu Tal donnern

Mittlerweile entspannt sich die Lage. Allerdings sollen einige zehn Meter hohe Gesteinsblöcke nach oben hängen, die bald zu Tal stürzen sollen, wie Erwin Steiner, Bergführer und Zivilschutzbeauftragter der Gemeinde Prags laut einem Bericht der Sonntagszeitung Zett erklärt. Zwar hat man kleinere Felsstürze bereits vorher bemerkt. Dass der gewaltige Felssturz nach dem Lokalaugenschein am Dienstag so rasch kam, war für Steiner dann doch überraschend. Es handelt sich um den größten Felssturz, der sich jemals in Südtirol ereignet hatte.

Am 12. Oktober 2007 hüllte ein riesiger Felssturz am Einserkofel in Sexten das Fischleintal in eine dichte Staubwolke. Damals donnerten rund 60.000 Kubikmeter Gesteinsmassen zu Tal. Zwar bröckeln die Dolomiten seit ihrer Entstehung vor Millionen von Jahren, allerdings sind viele überzeugt, dass der Klimawandel den Prozess beschleunigt. Vorhersehbar sind solche Felsstürze kaum.

Von einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit will man aber nicht sprechen. Die Abbruchstelle sei sehr entlegen. Weder die Menschen, noch die Landwirtschaft oder der Tourismus seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Lage sei zu jeder Zeit unter Kontrolle gewesen, betont Steiner laut Zett.

Bezirk: Pustertal