Von: ka
Bozen/Vatikan – Einen Tag nach dem feierlichen Ostersegen hat die katholische Kirche einen ihrer größten Hirten verloren.
Papst Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, trat das Erbe seiner Vorgänger an, die Kirche den Menschen näherzubringen. Durch seinen bescheidenen Lebensstil ist es ihm gelungen, auf die Menschen zuzugehen und seinem Pontifikat eine klare soziale Botschaft zu geben.
Mit der Öffnung der Kirche für Arme, Migranten und Ausgegrenzte, aber auch für Frauen, Geschiedene und Homosexuelle verlieh er seiner Vision einer „Kirche im Aufbruch“ große Glaubwürdigkeit. Für Papst Franziskus war es selbstverständlich, sich für Klimaschutz, Dialog und Barmherzigkeit einzusetzen. Dabei beließ er es nicht bei schönen Worten, sondern scheute sich nicht, Missstände beim Namen zu nennen und Widerstand zu ernten. Als Jesuit verstand er es, sich als „sanfter und leiser Radikaler“ Gehör zu verschaffen und Dinge zum Besseren zu verändern.
Als er am 13. März 2013 zum ersten Mal auf dem Balkon des Petersdoms erschien, um sein Pontifikat mit einem schlichten „Buonasera“ zu beginnen, konnte er jedoch nicht ahnen, dass ihm das Schicksal die schwere Bürde auferlegen würde, der Kirche in einer besonders schwierigen Zeit vorzustehen.
Der Anblick der leeren Kirchen während der Pandemie und die Kriege, die in der Ukraine und im Nahen Osten toben, schmerzten ihn sehr. Nicht minder schmerzhaft muss für ihn die Erkenntnis gewesen sein, dass seine Kirche sich schwerer Verbrechen wie des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht hat. Die von Franziskus tatkräftig unterstützte Aufklärung und Offenlegung dieser Verbrechen brachte der Kirche auch bei Nichtgläubigen viel Lob und Anerkennung ein.
In seinem ständigen Bemühen um den Frieden in der Welt war der Papst leider weniger erfolgreich. Seine immer wiederkehrenden Appelle zur Beendigung der Feindseligkeiten oder wenigstens zur Schonung des Lebens Unschuldiger fielen in einer Welt, in der nur noch das Recht des Stärkeren zu zählen scheint, auf unfruchtbaren Boden.
Auch als Alter und Krankheit an seinen Kräften zu zehren begannen, setzte Franziskus, ein Mann „tiefen Glaubens, des Friedens und des Mitgefühls“, seine Friedensbemühungen fort, aber je mehr sich sein Leben dem Tag näherte, an dem er in das Haus des Vaters zurückkehren sollte, desto mehr schienen Franziskus’ Leiden den Leiden unserer Zeit zu gleichen.
Der Tod von Papst Franziskus ist ein großer Verlust, denn er hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird. Er hinterlässt seinem Nachfolger das schwere Erbe, die Leiden unserer Zeit, die zuletzt seine waren, zu lindern.
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