Von: mk
Bozen – Ein weiterer Frauenmord sorgt in Südtirol für Schlagzeilen. Die 35-jährigen Kellnerin Alexandra Mocanu aus Rumänen ist von ihrem Partner in Bozen mit einem Steinhammer getötet worden. Der 27-jährige Avni Mecja aus Albanien hat ein Geständnis abgelegt. Die beiden waren nicht verheiratet.
Für Christine Clignon, Präsidentin des Netzwerks gegen Gewalt an Frauen GEA, steht fest: Die Tat geschah nicht aus heiterem Himmel, sondern sie hat ihren Schatten vorausgeworfen.
Wie berichtet, war Mecja im Jahr 2020 zu drei Jahren und vier Monaten Haft in zweiter Instanz wegen häuslicher Gewalt gegenüber der 35-Jährigen verurteilt worden. Es lag sogar ein Annäherungsverbot vor.
Doch offenbar war es die 35-Jährige selbst, die die Nähe zu Mecja suchte und zu ihm erneut nach Bozen zog. Sie nahmen ihre Beziehung wieder auf, ohne die Gerichtsbehörden darüber zu informieren. Das Verhältnis zwischen den beiden soll sich aber nicht gebessert haben.
Clignon kennt die Dynamik hinter solchen Beziehungen: Alexandra Mocanu hat offenbar daran geglaubt, dass bestimmte Dinge „nicht mehr passieren“ und dafür mit ihrem Leben bezahlt.
„Ich appelliere an alle Frauen, die sich in Gefahr fühlen, das Risiko nicht zu unterschätzen“, erklärt Clignon laut einem Bericht von Alto Adige online. Die betroffenen Frauen sollten sich nicht der Illusion hingeben, dass ihnen so etwas nicht passieren könne. In Südtirol gibt es auf Landesebene die grüne Nummer 800276433, die 24 Stunden aktiv ist. 800892828 ist eine weitere grüne Nummer. 1522 lautet hingegen die Nummer der Hotline gegen Gewalt und Salking.
„In den GEA-Beratungszentren gibt es geschultes Personal, das bereit ist, zuzuhören, die Situation einzuschätzen und Rat zu geben“, erklärt Clignon. Zudem gibt es noch die Strukturen, wo Frauen, die Gewalt erlebt haben, mit ihren Kinder unterkommen können.
Die GEA-Präsidentin spricht aber auch von einer kollektiven Verantwortung. Sie glaubt nicht daran, dass niemand das angespannte Verhältnis bemerkt hat. Die Nachbarn berichteten immerhin von wiederholten Streitigkeiten zwischen dem Paar, zu denen es nahezu täglich gekommen war und die auch recht heftig ausgefallen sein sollen. Doch niemand habe es offenbar gewagt, nachzufragen. Leider ist es auch bei uns so, dass in Mehrfamilienhäusern Nachbarn oft Fremde sind. Viele wollen nicht aufdringlich wirken. Doch in bestimmten Situationen sei eine neutrale Haltung nicht erlaubt, betont die GEA-Präsidentin.
Auch Ulrike Oberhammer, die Präsidentin des Landesbeirats für Chancengleichheit, ruft die Gesellschaft dazu auf, mehr gegen Gewalt an Frauen zu unternehmen. „Es braucht mehr Sensibilisierung. Wir müssen die Notrufnummern bekannt machen, an die sich Frauen wenden können“, erklärt Oberhammer. In Spitälern greift das Protokoll „Erika“, falls ein Fall von häuslicher Gewalt vorliegt. Auf Gesetzesebene hat der Staat den sogenannten „Codice rosso“ eingeführt, um bei Gewalt gegen Frauen die Verfahren und die Überprüfung der Anzeigen zu beschleunigen. Laut Oberhammer müsse mehr in Sachen Prävention unternommen werden, auch indem man das Thema an Schulen anspricht.