Südtiroler Flurnamen-Debatte kocht erneut hoch

Gefährliche Schilder-Manipulation: “Rettungseinsätze in Gefahr”

Sonntag, 13. Oktober 2024 | 09:36 Uhr

Von: luk

Bozen – Der langjährige Streit um zweisprachige Ortsbezeichnungen und Flurnamen in Südtirol ist erneut aufgeflammt, nachdem Unbekannte italienische Namen auf Schildern entlang von Wanderwegen zwischen Bozen, Seit und Deutschnofen mit schwarzem Filzstift durchgestrichen haben. Das hat alte Spannungen wieder aufleben lassen, die in Südtirol trotz vergangener Bemühungen immer wieder hochkochen.

Während lokale Politiker, wie Angelo Gennaccaro, Vizepräsident des Südtiroler Landtags, zur Mäßigung aufrufen, geht das Problem über die historische und politische Debatten hinaus. Der Präsident des Südtiroler Bergrettungsdienstes, Giorgio Gajer, warnt vor den ernsthaften Sicherheitsrisiken, die durch solche Handlungen entstehen können.

„Aus der Perspektive des Rettungsdienstes ist das Problem der Toponomastik vor allem eine Frage der Sicherheit. Wenn wir zu einem Notfall in den Bergen gerufen werden, ist es entscheidend, den genauen Ort zu kennen und klare Bezeichnungen zu verwenden, um Missverständnisse zu vermeiden“, wird Gajer von der Zeitung Alto Adige zitiert.

Er erklärt weiter, dass das Entfernen oder Ändern von Ortsnamen Verwirrung stiften könne, insbesondere wenn Wanderer an eine bestimmte Bezeichnung gewöhnt sind. In Notfällen könne diese Unsicherheit lebensbedrohlich sein, sowohl für die Betroffenen als auch für die Rettungskräfte. Jede Verzögerung bei der genauen Lokalisierung eines Unfallorts könne den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.

Darüber hinaus könnten die beschädigten Schilder vor allem für ortsunkundige Wanderer ein Orientierungsproblem darstellen. Auch auf den Tourismus könnte sich diese Praxis negativ auswirken, da viele italienischsprachige Besucher in den Bergen unterwegs sind und die Entfernung der italienischen Bezeichnungen als feindseligen Akt empfinden könnten. Die Erneuerung der beschädigten Schilder verursache zudem erhebliche Kosten für die Gemeinden.

Angesichts dieser Risiken und Nachteile erscheint es für Gajer schwer nachvollziehbar, welche Motivation hinter diesen Handlungen stecken könnte.

Bezirk: Bozen

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