„Scharfschützenkrieg“ in der Ukraine – VIDEO

„Gegner aus 3,8 Kilometer Entfernung getötet“

Mittwoch, 22. November 2023 | 07:04 Uhr

Von: ka

Kiew – Indem er den ukrainischen Streitkräften zufolge in der Nähe von Donezk aus einer Entfernung von 3.800 Metern einen russischen Soldaten erschoss, hat ein ukrainischer Scharfschützen einen neuen Weltrekord aufgestellt.

„Dieser Schuss wurde von einem Offizier der Spezialeinheiten mit einem ukrainischen Scharfschützengewehr ‘Wolodar Obriju’ abgefeuert“, kommentiert der Kiewer Geheimdienst SBU ein auf dem sozialen Netzwerk X gepostetes Video. Das Video zeigt den Schuss, den nach wenigen Sekunden getroffenen Soldaten und das Entsetzen seiner in der Nähe befindlichen Kameraden.

WORLD RECORD: hitting a target from 3800m away! MCR HORIZON’S LORD | UKRAINE

Отримано відео підтвердження світового рекорду влучного пострілу на 3800 метрів! 🔥🇺🇦 Український снайпер першим пострілом знищив загарбника. ▪️Гвинтівка – «Володар Обрію»▪️Патрон – 12,7х114HL▪️Куля – 760 gr Solid Baltic Bullets ▪️Vo~1007 m/s, B.C. – 1.09. Куля до цілі летіла близько 10 секунд, балістичні розрахунки підтверджують дистанцію пострілу. Кучність патрона/гвинтівки із цією кулею – близько 0,3 МОА.

Posted by Володар Обрію / Horizon's Lord on Saturday, November 18, 2023

Der neue Rekord konnte nicht von unabhängiger Seite überprüft werden, aber die Güte und die Technik des ukrainischen Scharfschützengewehrs lassen es sehr wohl zu, Gegner auch unter schwierigen Bedingungen aus sehr großer Entfernung zu neutralisieren.

Das großkalibrige Scharfschützengewehr „Wolodar Obriju“, zu Deutsch „Herr des Horizonts“, wurde für Sabotage- und Gegensabotageaktionen entwickelt. Es kann auch in Wüsten und Gebirgsregionen eingesetzt werden und dient vor allem dazu, feindliche Scharfschützen, großkalibrige Maschinengewehre, Panzerabwehrraketensysteme sowie leichte gepanzerte Fahrzeuge zu zerstören.

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Sollte die von ukrainischer Seite angegebene Schussentfernung stimmen, brach der ukrainische Scharfschütze, der dem dritten Regiment für Spezialoperationen „Prinz Swjatoslaw der Tapfere“ angehört, den Rekord eines kanadischen Soldaten der Joint Task Force 2, einer Eliteeinheit, die seinerzeit im Raum Mosul im Irak operiert hatte. Der Scharfschütze, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht bekannt ist, hatte am 22. Juni 2017 einen IS-Terroristen aus einer Entfernung von 3.540 Metern getötet.

Der tödliche Schuss war aus einem McMillan Tac-50 Scharfschützengewehr abgefeuert worden. Um sein Ziel zu erreichen, hatte das Geschoss mehrere Sekunden benötigt. Den dritten Platz hält Craig Harrison. Der amerikanische Sergeant hatte mit seinem L115 A-3-Scharfschützengewehr im November 2009 im afghanischen Musa Qala einen Taliban aus 2.475 Metern Entfernung erschossen.

Wie an der Front stehende ukrainische Scharfschützen bestätigen, ist das moderne Scharfschützengewehr in bestimmten Kampfgebieten unersetzlich. „Im Süden der Ukraine, in Mykolajiw, Cherson und Saporischschja, wo wir einen Zermürbungskrieg führen, sind die Russen zwei bis drei Kilometer von uns entfernt. Das Scharfschützengewehr Wolodar Obriju ist die einzige Waffe, mit der wir dem Feind überlegen sind“, erklärt der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyi.

„Die Russen können auf diesem Feld nicht mithalten. Sie müssen sich mit dem halbautomatischen Gewehr SVD Dragunov begnügen, das eine maximale Reichweite von nur 1.300 Metern aufweist“, fährt Oleksandr Syrskyi fort.

Diese Überlegenheit dürfte aber ein Wunschtraum der ukrainischen Kommandeure bleiben. Wie bei anderen technischen Kriegsausrüstungen auch ist auch bei den Scharfschützengewehren ein Rüstungswettlauf im Gange. Mit dem neuen Gewehr Raptor Tactical 338 LM, das derzeit an die russischen Truppen ausgegeben wird, besitzen auch die russischen Scharfschützen ein Gewehr, das mit der ukrainischen Waffe Wolodar Obriju zumindest mithalten kann.

Scharfschützen waren von Kriegsbeginn an auf beiden Seiten im Einsatz, aber insbesondere seitdem ein großer Teil der Front „erstarrt“ ist, tobt auf dem Schlachtfeld ein regelrechter „Scharfschützenkrieg“, dem auf beiden Seiten nicht wenige Soldaten zum Opfer fallen.

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Entgegen der Darstellung in Kinofilmen, von denen American Sniper nur der bekannteste ist, harren Scharfschützen für den alles entscheidenden Treffer bis zu 16 Stunden in einer einzigen Position aus. Kurz zusammengefasst ist es das harmonische Zusammenspiel von Überlebenstalent und Treffsicherheit, das einen guten Scharfschützen ausmacht.

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Wie in früheren militärischen Konflikten erregen erfolgreiche Scharfschützeneinsätze großes Aufsehen, wobei das Aufstellen „neuer Rekorde“ für die eigene Sache auch propagandistisch ausgenutzt werden kann.

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Gleichzeitig ist allen Einsätzen von Scharfschützen gemeinsam, dass sie nie militärisch entscheidend waren. Die Entscheidung auf den ukrainischen Schlachtfeldern wird nicht zwischen ukrainischen und russischen Scharfschützen fallen.