Von: mk
Bozen – Die Kompetenzen des Mailänder Forschungszentrums Human Technopole werden die Forschungsarbeit an den Daten der Bevölkerungsstudie CHRIS im Vinschgau durch modernste molekulare und genetische Analysen zusätzlich bereichern. Durch die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen wird die Bevölkerungsstudie von Eurac Research und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb zu einer noch umfangreicheren und wertvolleren Ressource für eine auf Präzisionsmedizin ausgerichtete Forschung, aber auch zu einem Prototyp für andere Bevölkerungsstudien in Italien. Das Abkommen mit einer Laufzeit von drei Jahren sieht die gemeinsame Nutzung von Personal und Daten in gemeinsamen Gesundheitsforschungsprojekten vor.
Die Biobank der CHRIS-Studie von Eurac Research enthält biologische, molekulare und genetische Daten von 13.000 Menschen aus dem Vinschgau. Sie ist eine Ressource für die wissenschaftliche Forschung, die über die klassische Sammlung klinischer Daten hinausgeht: Im Laufe der Jahre hat das Forscherteam des Instituts für Biomedizin von Eurac Research eine dynamische Plattform aufgebaut, die alle Informationen über jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer miteinander verknüpft und ein vollständiges Bild ihrer Gesundheit zeichnet. Die Plattform wird ständig weiterentwickelt. Sie wird mit den Ergebnissen aus vertiefenden Analysen und neuen Teilstudien ergänzt, indem beispielsweise Teilnehmer aufgrund bestimmter klinischer oder biologischer Merkmale noch einmal untersucht werden. Die Plattform wird auch dank ihres Langzeitcharakters fortlaufend erweitert; die Teilnehmer wiederholen die Untersuchungen der ersten Phase alle sieben bis zehn Jahre. Gleichzeitig arbeitet die Forschergruppe daran, die Daten aus den Patientenakten der Teilnehmer nach und nach in die Biobank zu integrieren. Durch diese Charakteristiken unterscheidet sich die CHRIS-Studie von den meisten anderen epidemiologischen Studien, denn sie konzentriert sich auf das, was vor Erkrankungen passiert und ihnen vorausgeht.
„Die CHRIS-Studie untersucht die Gesundheit der Menschen umfassend und lückenlos ‘vom Molekül bis zur Krankheit’: Sie beginnt mit einer genauen biologischen, molekularen und genetischen Analyse aller, die teilnehmen, und verfolgt dann alle möglichen Zwischenstadien bis zur Entwicklung von Krankheiten – wie sie es gerade auch am Beispiel von COVID-19 durchdekliniert“, sagt Emanuele Di Angelantonio, der Leiter des Centre for Health Data Science von Human Technopole dazu, warum sich sein Forschungszentrum für das CHRIS-Modell interessiert. „Bevölkerungsstudien mit einem solchen Ansatz sind die Grundlage für die Medizin der Zukunft: eine prädiktive und präzise Medizin, die auf der Biologie des Menschen basiert“, ergänzt Di Angelantonio.
Human Technopole ist das neue Forschungsinstitut für Biowissenschaften mit Sitz in Mailand. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu verbessern, wobei der Schwerpunkt auf der Thematik des Alterns liegt.
In Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt es bereits nationale Kohortenstudien, die eine entscheidende Rolle für den medizinischen Erkenntnisfortschritt spielen. Laut Di Angelantonio und Peter Pramstaller, dem Leiter des Instituts für Biomedizin von Eurac Research, wird die Zusammenarbeit zwischen den beiden Einrichtungen ein starkes Kompetenzzentrum für diese Art von Forschung schaffen und das Entstehen neuer regionaler Bevölkerungsstudien fördern, die in Zukunft Teil einer nationalen Initiative sein könnten. Es erfordert jahrelange Arbeit, die logistischen, ethisch-rechtlichen und informationstechnischen Aspekte solcher Studien auszuarbeiten, aber durch die Zusammenarbeit mit Human Technopole wird die Erfahrung der Südtiroler Forschungsgruppe anderen Organisationen zur Verfügung gestellt, die sich so auf bewährte Protokolle und Verfahren stützen können.