Von: ka
Bozen – Infolge der rasant steigenden Corona-Zahlen gerät Südtirols Gesundheitsfürsorge wieder stärker unter Druck.
Das Traurige ist, dass die zweite Corona-Welle die heimische Sanität gerade in jenem Moment trifft, als sie wieder begonnen hat, den normalen Regelbetrieb aufzunehmen. Dabei dienen die eben erst verabschiedeten strengeren Corona-Einschränkungen gerade auch dem Zweck, zu verhindern, dass wie im Frühjahr fast ein gesamtes Gesundheitswesen für den Kampf gegen Covid-19 abgestellt werden muss.
Die Wahrheit ist, dass trotz aller Vorbereitungen und des rührigen Aufopferungswillens des Krankenhauspersonals Südtirols Krankenhäuser schwerlich eine Wiederholung Corona-Notlage im Frühjahr stemmen können. Den Südtirolern muss bewusst sein, dass die Ressourcen eines Krankenhauses – dabei geht es um Intensivbetten, um Plätze in den normalen Abteilungen und nicht zuletzt um die Anzahl der Bediensteten – begrenzt sind.
Erinnern wir uns: Im Frühjahr ist die Betreuung der Covid-19-Patienten nur unter weitgehender Aufgabe des normalen Regelbetriebs – zu diesem gehören Vorsorgeuntersuchungen, programmierte Operationen und vieles andere mehr – gelungen. Es ist daher gewiss, dass im Falle einer Umstellung des Krankenhausbetriebs auf „Covid-19“ dies wiederum zulasten aller anderen, teilweise lebensnotwendigen Operationen und Dienstleistungen geschehen wird.
Dies könnte leider durchaus auch zu „indirekten Corona-Opfern“ – Patienten, die infolge verschobener Operationen oder nicht erfolgter Vorsorgeuntersuchungen schwere Schäden erleiden oder sterben – führen. Auch Herz-, Krebs-, Gynäkologie-, Urologie-, Nieren- und Orthopädiepatienten haben ein Anrecht auf eine zeitnahe Diagnose und Behandlung ihrer Leiden.
Zeigen wir also Verantwortung und halten alle jüngst beschlossenen Corona-Bestimmungen ein. Auf diese Weise helfen wir dabei mit, für alle Kranken eine faire Gesundheitsfürsorge zu gewährleisten. Gleichzeitig verhindern wir, dass Verantwortliche vor ethisch schwierigen Entscheidungen wie jene, wer lebensrettende Operationen oder einen Intensivplatz bekommt, gestellt wird. Verhindern wir, dass unsere Gesundheitsfürsorge Corona zum Opfer fällt.