Mehr Wachpersonal und höhere Strafen – ein Kommentar

Gesundheitspersonal besser vor Angriffen schützen

Donnerstag, 26. September 2024 | 01:26 Uhr

Von: ka

Bozen – Mit großer Sorge blickt Italien auf die immer häufigeren Angriffe auf das Gesundheitspersonal. Dabei stellen Vorfälle wie jener in der süditalienischen Stadt Foggia, wo ein Team von Ärzten und Krankenpflegern sich in einem Raum verbarrikadieren musste, um den wütenden Verwandten und Freunden einer jungen Frau zu entkommen, die während einer Operation im Spital gestorben war, nur die Spitze des Eisbergs dar. Ärzte und Pflegekräfte sind immer öfter gezwungen, Bedrohungen und Beleidigungen, wenn nicht gar Handgreiflichkeiten zu erdulden.

Facebook/Assocarenews.it

Leider stellt Südtirol keine Ausnahme dar. Insbesondere in der Ersten Hilfe werden Ärzte und Krankenpfleger immer öfter Opfer von Angriffen verbaler und physischer Natur. Bei den Tätern handelt es sich nicht mehr “nur” um gefährdete Personen wie psychisch Kranke sowie um Drogen- und Alkoholabhängige, die nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, sondern immer häufiger um anscheinend ganz normale Mitbürger, die plötzlich ausrasten und randalieren. Dabei genügen Banalitäten wie eine längere Wartezeit oder ein nicht sofort ausgehändigter Befund, um “das Pulverfass zum Explodieren zu bringen”.

 

Facebook/Assocarenews.it

Dabei ist zu bedenken, dass es nur die gröberen Vorfälle – gemeint sind jene, die Einsätze der Ordnungskräfte auslösen – in die Medien schaffen. Alle anderen fallen unter dem Teppich und werden erst gar nicht gemeldet, weil es aus Sicht der Opfer oft eh wenig Sinn ergibt, das Geschehene zur Anzeige zu bringen.

Die Folgen dieser zunehmenden Übergriffe aller Art sind jedoch erheblich. Sie sorgen dafür, dass das Gesundheitspersonal, das sich aufgrund des Personalmangels bereits jetzt an der Grenze der Belastbarkeit befindet, unter noch größerem Druck gerät, wodurch die Arbeit in den Krankenhäusern, insbesondere in den Notaufnahmen, weiter an Attraktivität verliert. Gesundheitspersonal aller Ebenen und Berufsbilder wird zwar händeringend gesucht, aber das mangelnde Sicherheitsgefühl trägt wenig dazu bei, junge Leute für einen Beruf im Gesundheitswesen zu begeistern.

Quästur

Die Rückendeckung durch Gesundheitslandesrat Hubert Messner – “Ich verurteile diese Taten aufs Schärfste und spreche allen betroffenen Kolleginnen und Kollegen meine uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung aus” – ist gut und recht, aber es ist an der Zeit, über schärfere Gegenmaßnahmen nachzudenken.

Angesichts der sich häufenden Angriffe, die von verbalen Attacken und Beleidigungen bis hin zu tätlichen Übergriffen und schwerwiegenden Körperverletzungen reichen können, ist es vonnöten, “Frontbereiche” wie die Ersten Hilfen mit mehr Polizeikräften und Wachpersonal auszustatten. Zugleich geht der Aufruf an den Gesetzgeber, einen eigenen Tatbestand zu schaffen und Angriffe auf das Gesundheitspersonal entsprechend zu ahnden, denn die schmerzhaften Erfahrungen nicht weniger Gesundheitsmitarbeiter deuten darauf hin, dass allein mit gut zureden wenig zu erreichen ist.

Bezirk: Bozen

Kommentare

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5 Kommentare auf "Gesundheitspersonal besser vor Angriffen schützen"


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Tigre.di.montana
Tigre.di.montana
Universalgelehrter
1 Tag 3 h

Eine klare und harte Anwendung des bestehenden Strafrechts. Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Nötigung: Das sind alles Straftaten die mit hohen Strafen geahndet werden. Verzicht suf Bewährungsstrafen, und ganz einfach einsperren, wegsperren. Es hilft.

N. G.
N. G.
Kinig
12 h 22 Min

Sofort dafür, würde helfen… nur Gefängnisse sind voll! Wer das leugnet verkennt die Realität. Es ist bekannt!

Sag mal
Sag mal
Kinig
16 h 10 Min

Wie wärs wenn man an dem Gesundheitssystem was ändern würde.?! Alles andere ist nur schönfärberei!

N. G.
N. G.
Kinig
12 h 19 Min

Stellen wir Sicherheitspersonal vor jede Klinik. Wieviel Kliniken gibt es in Italien? Woher nehmen wir gut ausgebildete Leute und nicht zuletzt, das wird dann einiges kosten. Verlangen kann man viel aber muss sich schon bewußt sein wie mandas dann bewältigen will.

6079_Smith_W
51 Min 4 Sek

Mittlerweile gibts bewaffnetes Wachpersonal (ich spreche von Bozen) am Busbahnhof, an der Universität, im Meldeamt der Gemeinde, vor dem Landtag, im Recyclinghof, bei der Agentur der Einnahmen, stellenweise im Supermarkt und Abends fährt manchmal auch einer in der SASA mit.

Aber dann verzählen sie uns dass die ganze Unsicherheit nur gespürt sei und dass alles nur Panikmache der Rechten ist… 🙄

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