Von: luk
Bozen – Vor dem Bozner Landesgericht protestierte am Montag eine Gruppe von Frauen der “GEA” (Kontaktstelle gegen Gewalt), um ihre Solidarität mit dem Opfer eines Gewaltverbrechens zum Ausdruck zu bringen. Im März 2019 wurde eine dreifache Mutter von ihrem ehemaligen Lebensgefährten auf offener Straße niedergestochen. Er hatte sie ausfindig gemacht, obwohl sie in einer geschützten Einrichtung untergebracht war. Als sie die Kinder zur Schule brachte, wartete der Mann auf einer Kreuzung und stach sechs Mal zu. Das Leben der Mutter hing an einem seidenen Faden, doch sie erholte sich glücklicherweise wieder.
Der Täter kam im Anschluss zwar für sechs Monate ins Gefängnis, wurde dann aber bis zur Urteilsverkündung entlassen. Weil die Frau nun in Angst leben muss, hat die “GEA” laut Tageszeitung Alto Adige die Protestaktion gestartet. Für die Vereinigung ist die Mutter ein doppeltes Opfer: zunächst von der Gewaltattacke des Ex und nun von der Schwerfälligkeit der Justiz. Die Kinder und die Mutter könnten sich erst sicher fühlen, wenn der Mann im Gefängnis sitzt.
Für die Mitarbeiter der “Kontaktstelle gegen Gewalt” steht dieser Fall exemplarisch für viele andere Fälle von Gewalt gegen Frauen. Aufgrund der langsamen Mühlen der Justiz fühlen sich die Opfer oftmals alleine gelassen.
Nicola Nettis, der Anwalt des Mannes, kann die Ängste des Opfers nachvollziehen. Die Aufhebung der U-Haft sei aber mit Auflagen verbunden und dem Mann wird dadurch auch gestattet, einer Arbeit nachzugehen und so Geld für den Schadenersatz und den Unterhalt der Kinder zu erwirtschaften.
Auf der Gegenseite hofft man, dass die Verhandlung am 10. Dezember zu einem Urteil führt. Dem Mann wird versuchter Mord unter Vorsatz und in Anwesenheit von Minderjährigen vorgeworfen.