Von: mk
Bozen – Für die eigene Gesundheit und das psychophysische Wohlbefinden ist die Inanspruchnahme der Alternativmedizin in Südtirol weit verbreitet, obwohl die Zufriedenheit mit der Schulmedizin groß ist. Auch Yoga und Entspannungstechniken sind weit verbreitet. Dies geht aus Daten des Landesstatistikamtes ASTAT hervor.
Die Pandemiezeit hat eine gewisse Skepsis gegenüber den Entscheidungen zur Erhöhung der Durchimpfungsrate und ein noch größeres Misstrauen gegenüber der eventuellen Schädlichkeit der Impfung gegen Covid-19 selbst bei den Geimpften ausgelöst.
Die verschwörerische Weltanschauung ist nach wie vor die Variable, die den unterschiedlichen Grad der „Compliance“ am besten erklärt. Dies sind einige der Ergebnisse der Stichprobenerhebung, die vom Landesinstitut für Statistik ASTAT in Zusammenarbeit mit dem Institut für Allgemeinmedizin und Public Health (Claudiana) zwischen Februar und März 2023 durchgeführt wurde.
Eine von vier Personen hat sich mindestens einmal im Leben an einen Homöopathen oder eine Homöopathin gewandt. Genauso viele haben sich an einen Osteopathen oder eine Osteopathin gewandt. Auch Therapeuten und Therapeutinnen der Naturheilkunde, Akupunktur und Chiropraktik werden aufgesucht, wenn auch in geringerem Ausmaß.
Die Alternativmedizin wird jedoch nur selten in Anspruch genommen: Die Anzahl der Personen, die sie vor Jahren genutzt haben, ist höher als die derjenigen, die im letzten Jahr darauf zurückgegriffen haben. An Schulmedizinerinnen und -mediziner wenden sich viele auch mehrmals im Jahr.
Die Erfahrungen werden nicht immer positiv eingeschätzt. Während 86 Prozent mit dem Schulmediziner oder der Schulmedizinerin zufrieden (sehr oder ziemlich nützlich) sind, sinkt dieser Prozentanteil bei Osteopathen und Heilpraktikern auf 75 Prozent und bei den anderen Diensten auf niedrigere Werte, bei denen etwa zwei von drei Nutzenden zufrieden sind.
Nahrungsergänzungsmittel im Trend
Mehr als die Hälfte der Südtiroler Bevölkerung nimmt Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Mineralstoffe ein (55 bzw. 39 Prozent im letzten Jahr). Homöopathische Mittel und Phytotherapie werden von etwa 30 Prozent der Bevölkerung verwendet. Abgesehen von den homöopathischen Mitteln werden die anderen Produkte am häufigsten durch Selbstverschreibung erworben.
Gebete (36 Prozent, mit hoher Frequenz), Entspannungstechniken (30 Prozent), Yoga (24 Prozent) und Meditation (20 Prozent) werden ebenfalls für die eigene Gesundheit und das psychophysische Wohlbefinden praktiziert. Energetische Bewegungsformen wie Qi-Gong und Tai-Chi sind seltener, während Visualisierungsübungen (Training der Gedanken zur Bewältigung einer Situation) und künstlerische Aktivitäten zu therapeutischen Zwecken von acht Prozent praktiziert werden. Eine von 30 Personen hat an kollektiven Heilungsritualen teilgenommen.
Eine beträchtliche Minderheit zweifelt an der Wirksamkeit der Corona-Impfung und der Pflichtimpfungen
29 Prozent der Personen sind nicht – oder zumindest überwiegend nicht – davon überzeugt, dass die Impfung dazu beitragen kann, die Verbreitung von COVID-19 einzudämmen. Die Skepsis gegenüber einer vom nationalen Impfplan vorgesehenen allgemeinen Impfpflicht steigt auf 36 Prozent.
Auch in diesem Fall äußerte sich jede dritte Person nicht positiv über die von den Behörden beschlossenen Maßnahmen zur Erhöhung der Durchimpfungsrate gegen Covid-19 und über die Entscheidungen zur Umsetzung des verpflichtenden Impfplans.
Die skeptische Haltung gegenüber der Covid-Impfung wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass 46% ziemlich überzeugt sind, dass diese Impfung schädlich sein könnte, weil die langfristigen Risiken nicht bekannt sind. Die Werte der Antworten in der Mitte der Skala sind auch ziemlich hoch, was darauf hinweist, dass die Zweifel an der Sicherheit dieser Präparate weit verbreitet sind.
Die lange Pandemiezeit mit all ihren Debatten hat die Meinungen über Impfungen im Allgemeinen nicht grundlegend verändert: 15 Prozent der Personen sind nun Impfungen gegenüber positiver eingestellt als zuvor (angesichts der Folgen, die eine Epidemie haben kann). Dieser Anteil wird von den zehn Prozent, die jetzt kritischer gegenüber Impfungen eingestellt sind als zuvor, fast ausgeglichen.
Verschwörungsdenken und Verschlechterung des Lebensstandards als Ursache für Misstrauen
Die Statistiker machen zwei „Gründe“ für die unterschiedlichen Meinungen über den Nutzen der Covid-19 Impfung – und vor allem für den Zweifel daran – aus. Erstens liegt es an einer „verschwörerischen“ Weltanschauung. Die zweite Ursache ist eine Verschlechterung der finanziellen Situation der Befragten.
Die beiden Variablen würden zu einem geringeren Vertrauen in dieses Arzneimittel führen. Die Variable „Altruismus“ sei ebenfalls signifikant, aber in diesem Fall sei eine Zunahme der positiven Meinungen zu verzeichnen.