Von: luk
Bozen – In einer großen Ermittlungsoperation, die bereits im November 2013 ins Rollen kam, haben Finanzpolizei und Staatspolizei dem illegalen Glücksspiel in Südtirol und Italien einen Schlag versetzt.
Es geht dabei um die sogenannten „Totem“, die in Bars oder Tabaktrafiken stehen und für den Zugang ins Internet oder das Aufladen von Sim-Karten fungieren. Diese wurden dahingehend verwendet, dass die Nutzer Glücksspiel über das Internet auf ausländischen Webseiten betreiben konnten. Weil damit das Staatsmonopol umgangen wurde, sind die Behörden auf den Fall aufmerksam geworden.
Am Ende der aufwändigen Ermittlungen wurden 46 Personen und vier Unternehmen angezeigt. Ihnen werden die Bildung einer kriminellen Organisation sowie illegales Glücksspiel vorgeworfen. Außerdem beschlagnahmten die Ordnungshüter 19 Totems und stellten 19 Barbetreibern Strafen ins Haus.
Im Rahmen der Operation wurden zudem 50.000 Euro in bar beschlagnahmt, die in den Geräten bzw. bei den involvierten Personen gefunden wurden. Auch Güter mit einem Wert von 1,5 Millionen Euro wurden beschlagnahmt, um die nicht versteuerten Einnahmen aus den illegalen Totems in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu sichern.
Quästor Lucio Carluccio hat heute gemeinsam mit dem Kommandanten der Finanzpolizei, Giulio Piller, die Schwere des Phänomens, das sich in ganz Italien ausgebreitet hat, verdeutlicht. Besonders Jugendliche seien gefährdet, auf diese Weise dem Glücksspiel zu erliegen. Außerdem entgehen dem Staat dadurch Steuereinnahmen und die Sicherheit des Spielers kann nicht gewährleistet werden.
Die Terminals wurden nämlich so manipuliert, dass die Gewinnchancen vom Betreiber nach unten geschraubt wurden. Zudem wurden hohe Einsätze möglich gemacht. „50 Euro waren in nur wenigen Spielzügen pulverisiert“, hieß es heute auf einer Pressekonferenz in Bozen.
Für Außenstehende oder die Polizei schien bei den Totems alles ordnungsgemäß zu funktionieren. Erst durch die intensiven Bemühungen der Exekutive kam man dem System, welches mafiaähnliche Züge zeigt, nach und nach auf die Schliche.
Die Schwierigkeiten für die Ermittler bestanden darin, dass die Geräte keine Aufzeichnungen über die getätigten Spiele speicherten. Diese wurden nämlich über im Ausland stationierte Server registriert.
Besonders pikant ist die Tatsache, dass die Betreiber der Totems, die die Geräte in den Bars und Tabaktrafiken aufstellen, während eines Spiels Einfluss auf dessen Verlauf nehmen konnten. So konnten sie etwa dem Spieler einen kleinen Gewinn zustehen, damit er am Ball bleibt.
Zunächst wurde gegen die Personen und Unternehmen in strafrechtlicher Hinsicht ermittelt. Seit März dieses Jahres wurde der gesamte Fall durch das Stabilitätsgesetz in ein Verwaltungsverfahren übergeleitet. Damit sinken die zu erwartenden Strafen. Zwei Herstellern, drei Installateuren und 16 Barbetreibern wurden nun vorerst Verwaltungsstrafen in Höhe von 800.000 Euro ausgestellt.
Die Ermittlungen in der Sache sind aber noch nicht abgeschlossen. Von Interesse ist etwa, wie das Geld aus den Totems gewaschen wurde. Hier stehen internationale Untersuchungen an, erläuterte Kommandant Piller von der Finanzpolizei. Außerdem werden weitere Kontrollen in Bars und Tabaktrafiken in Südtirol erfolgen und falls nötig die Geräte beschlagnahmt sowie saftige Strafen bis zu 100.000 Euro verhängt.
BürgerUnion lobt Polizei
Als “gelungenen Schlag der Finanzwache und der Staatspolizei gegen Glücksspielmanipulationen und gegen die als Totems bekannten Glücksspielautomaten” bezeichnet der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion, Andreas Pöder, die Aufdeckung von illegalem Glücksspiel mit den “Totems”. Im Dezember vergangenen Jahres hatte der Landtag im Zuge der Haushaltsdebatte einen Antrag Pöders angenommen, mit dem die “Totems” den Glücksspielautomaten gleichgestellt werden und damit auch unter die entsprechenden Verbotsbestimmungen fallen sollten. Die Landesregierung hat dann vor wenigen Wochen in Umsetzung des Antrages einen entsprechenden Gesetzespassus genehmigt, der vom Landtag genehmigt wurde. Allerdings musste aus verwaltungsrechtlichen Gründen eine Übergangsphase von 24 Monaten zum Entfernen der Totems eingeräumt werden.
“Der jetzige Schlag der Behörden sollte alle Nutzer von Spielautomaten und Totems auch warnend darauf aufmerksam machen, dass diese Geräte in krimineller Absicht manipuliert sein können und dass man dort lediglich sein Geld verschleudert, ohne wirklich Gewinnchancen zu haben”, so Pöder abschließend.