Von: ka
Barcelona/Neumünster/Bozen – Es war Herbst letzten Jahres, als das wochenlange Kräftemessen zwischen katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern und dem spanischen Staat, der auf die Einheit des Königreichs beharrte, Öffentlichkeit und Medien in ihren Bann zog. Friedliche und bunte Demonstrationen wechselten mit Polizeieinsätzen und einen vom Verfassungsgericht verbotenen Versuch, über die Zukunft des Landes abzustimmen, ab. Angesichts der angeblichen katalanischen Möglichkeit, sich einen eigenen Staat zu schaffen, standen hiesige Autonomiepolitiker und Parlamentarier, die in Rom für Südtirols Autonomie um jedes Komma, Paragrafen und kleinen Absatz feilschen mussten, wie körnersuchende, politische Hamster, die eine glorreiche Zukunft versäumen, da.
Aber die Träume endeten jäh. Während Europa Barcelona die kalte Schulter zeigte, entzog Madrid den katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern die Macht, enthob deren schillerndem Führer Puigdemont seines Amtes und stellte Katalonien unter Zwangsverwaltung. Seitdem befinden sich die auch von den heimischen Selbstbestimmungsbefürwortern gefeierten Köpfe der Katalanen entweder in einem spanischen Gefängnis oder im Ausland auf der Flucht. Wer hätte noch im Oktober gedacht, dass Puigdemont, das politische Aushängeschild des Wunsches nach einem katalanischen Staat, Ostern in deutscher Auslieferungshaft verbringen würde? Der Sprung in die Unabhängigkeit entpuppte sich als Sprung geradewegs in eine deutsche Zelle. Von dort könnte nun sein Weg direkt vor ein spanisches Gericht führen.
Die vorher geschmähten heimischen Autonomiepolitiker vermögen zwar keine Emotionen zu schüren und können noch weniger mit dem Traum von einem eigenen Ministaat im Herz der Alpen aufwarten, stehen aber zum Schluss nicht wie ihre katalanischen Kollegen als Justizflüchtlinge und Gefangene mit leeren Händen da.
Südtirols Geschichte lehrt uns, dass es gerade die kleinen Schritte waren, die zu großen Erfolgen wie das Autonomiestatut führten. Südtirol braucht keinen Vergleich mit Katalonien zu scheuen. Heute können wir mit dem Minority SafePack selbst zu den nächsten kleinen Schritten beitragen. In Katalonien hingegen gibt es selbst Monate nach der letzten Wahl noch keine Regierung, sodass die Region, in der gewaltsame Demonstrationen toben, weiterhin unter spanischer Direktverwaltung bleibt.
Eine Option für Südtirol? Nein danke.