"Sachlichen Ton anschlagen"

Grüne zu Jugendgewalt: “Präventionsmaßnahmen verstärken”

Donnerstag, 05. Oktober 2023 | 12:08 Uhr

Von: luk

Meran – Die Grünen in Meran fordern in Sachen Gewalt von Jugendlichen, die Präventionsmaßnahmen zu verstärken und nicht nur Symptome zu bekämpfen. “Die Berichte zu den jüngsten Gewalttaten in Südtirol lassen im Wahlkampffieber politische Vertreter, vor allem die des rechten Lagers, medienwirksam drastische Maßnahmen (höhere Strafen, Abschiebung, Straflager etc.) fordern. Dabei treten auch zutiefst rassistische und menschenverachtende Ansichten zu Tage, wenn alle Gewalttäter in einen Topf geworfen und zu nicht asylberechtigten und/oder kriminellen ausländischen Jugendlichen erklärt werden, obschon es sich bei den Tätern vielfach um Kinder mit Migrationsbiografie in der zweiten Generation oder gar Südtiroler selbst handelt. So fielen Merans Vizebürgermeisterin Katharina Zeller in Reaktion auf die jüngsten Ereignisse lediglich die sogenannten CPR (Abschiebezentren) als Lösung ein.”

“Die Liste Rösch-Grüne verurteilt die Gewalttaten der Jugendlichen und teilt die Forderung nach verstärkten Interventionsmaßnahmen, fordert aber auch dazu auf, sich im Ton und in den Aussagen zu mäßigen, die Ursachen der Jugendgewalt mit den zuständigen Einrichtungen der Sozial- und Jugendarbeit zu untersuchen und zu bekämpfen und verstärkt auf Präventionsmaßnahmen zu setzen”, heißt es in einer Aussendung.

Gemeinderat Andrea Rossi sagt dazu: „Die Verstärkung der Ordnungskräfte an sogenannten Hotspots oder der Einsatz von Videoüberwachungssystemen führen oft nur zu einer Verlagerung der Gewalttaten und lösen das Problem nicht an den Wurzeln. Benötigt würden vielmehr verstärkte Bemühungen um Integration, Räume für Jugendliche und finanzielle Mittel für Streetworker und Dienste, die Jugendliche unterstützen.”

In einem Dringlichkeitsantrag hatte die Liste Rösch Grüne am 28. März dieses Jahres die Stadtregierung aufgefordert, Körperschaften und Dienste in den Gemeinderat einzuladen, welche in Meran anhand von Projekten und Interventionen mit Jugendlichen in herausfordernden Situationen arbeiten. Die Dringlichkeit des Antrags sei von SVP, Alleanza und Civica abgelehnt worden, der gleichlautende Beschlussantrag der Liste Rösch-Grüne wurde in der Gemeinderatssitzung vom 12. Juni schließlich einstimmig angenommen. Gemeinderätin Julia Dalsant: „Wir fordern dazu auf, der Absichtserklärung endlich Taten folgen zu lassen und die Anhörung der Vereine und Dienste aufgrund der jüngsten Ereignisse in einer der nächsten Gemeinderatssitzung vorzusehen”. Es gehe darum, mit den Experten zu überprüfen, was bereits passiere, welche Herausforderungen zu bewältigen seien und welche Verbesserungsmaßnahmen zielführend seien.

Marlene Messner betont, dass die gesamte Gesellschaft Verantwortung übernehmen müsse. „Jugendliche werden nicht über Nacht zu Gewalttätern und die erhöhte Gewaltbelastung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist nicht das Ergebnis ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Eine Rolle spielt der Bildungshintergrund, erlebte Benachteiligung und auch schlechtere Zukunftsperspektiven.“

Die Institution Familie spiele dabei eine große Rolle, in der Familie sollten Kinder elementare Gefühle wie Sicherheit, Geborgenheit, Liebe, Respekt oder Hilfsbereitschaft erfahren, unsichere frühkindliche Bindungen und familiäre Gewalterfahrungen gingen vor allem bei den Buben häufig mit aggressivem Verhalten einher. Bei Jugendlichen sei dagegen der Einfluss Gleichaltriger am relevantesten, Interventionsmaßnahmen von Seiten Erwachsener sehr schwierig.

“Die Liste Rösch-Grüne ist davon überzeugt , dass Gewaltpräventionsprogramme ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein müssen und man den erweiterten sozialen Kontext (wie die Rolle von Politik und Verwaltung, die Rolle der Medien, die Attraktivität der Stadtviertel, gesellschaftliche Notlagen) in den Blick nehmen muss.” Dabei sei eine Politik gefordert, die über Amtszeiten hinaus denkt, gleiche Chancen und Rechte für alle Bürger garantiert und soziale Ungleichheiten systematisch zu bekämpfen versucht.

Bezirk: Bozen