Von: luk
Bozen – Dass der Green Pass bei einem positiven Coronatest nicht ausgesetzt wird, scheint kein Einzelfall zu sein. Wie ein Insider aus dem Kontrollwesen gegenüber Südtirol News erklärt, sei das Problem bereits seit Oktober bekannt. Mehrfach sei darüber in die Entscheidungszentralen Meldung erstattet worden, dennoch sei es nach wie vor so, dass positiv getestete Bürger in Südtirol in der Regel weiterhin über einen gültigen Grünen Pass verfügen.
Das erschwere die Kontrollen erheblich, erklärt der Mann weiter. Verschiedene Behörden und die Polizei überprüfen seit Wochen und Monaten in Gaststätten, im öffentlichen Nahverkehr oder an Arbeitsplätzen die Einhaltung der Coronamaßnahmen sowie die Bestimmungen zum Grünen Pass.
Doch weil der Grüne Pass auch bei Personen in Quarantäne nicht ausgesetzt wird, scheint auf den Geräten der Kontrolleure auch dann ein grünes Häkchen auf, wenn sie einen offiziell positiv Getesteten vor sich haben.
Erschwerte Kontrollen
Stefano Murano, Direktor vom Arbeitsmedizinischen Inspektorat, kann nicht bestätigen, dass sich um ein durchgehendes Problem handelt. Er selbst kenne Beispiele in seinem persönlichen Umfeld, bei denen der Grüne Pass ausgesetzt worden sei.
Auch Sieghard Flader vom Arbeitsinspektorat des Landes will im Gespräch mit Südtirol News nicht bestätigen, dass der Grüne Pass im Falle einer Quarantäne weiterhin gültig bleibt. Die Arbeitsinspektoren könnten dies im Rahmen ihrer Kontrolltätigkeit auch gar nicht beurteilen.
Allerdings könne er sich vorstellen, dass die Grünen Pässe oft mit Verspätung ausgesetzt werden, wie es auch bei der Zustellung der Quarantänebescheide geschieht – einfach, weil die Sanität überlastet sei.
Quarantänebrecher fischen die Arbeitsinspektoren laut Flader in der Regel dann heraus, wenn diese kalte Füße bekommen und sich selbst verraten oder wenn hervorgeht, dass Isolationsbescheide ignoriert wurden. In jedem Fall werden bei einer Kontrolle des Arbeitsinspektorats Personen ohne Grünen Pass überführt.
Quarantänelisten
Der Insider erklärt gegenüber Südtirol News, dass es zwar Quarantänelisten für die Ordnungskräfte gebe, diese seien aber nicht mit dem System verbunden und würden zudem zeitlich noch einige Tage hinterher hinken.
In Südtirol befinden sich derzeit 26.550 Personen laut Stand vom 3. Februar 2022 offiziell in Quarantäne. Bei täglich Hunderten Kontrollen könne nicht jeder vorgezeigte Grüne Pass händisch mit den Quarantänelisten abgeglichen werden, so die Schlussfolgerung des Insiders.
Strafrechtliche Konsequenzen
Wer gegen die Quarantäneregeln verstößt, muss mit schwerwiegenden Konsequenzen rechnen – auch strafrechtlicher Natur. Dies hat sicher abschreckende Wirkung. Trotzdem rechnet der Insider mit einer Dunkelziffer von fünf bis zehn Prozent, die die Schwäche im System ausnutzen.
Quarantänesünder werden laut ihm vor allem dann ausgeforscht, wenn eine entsprechende Anzeige vorliegt – etwa, wenn ein Nachbar oder ein Arbeitskollege über die Positivität von jemandem Bescheid weiß und diese Person dann außerhalb der Quarantäne angetroffen wird.
Die Zeit danach
Ein weiterer Punkt, den Sieghard Flader vom Arbeitsinspektorat klärt, dreht sich um die Zeit nach der Quarantäne: Infiziert sich jemand trotz Genesung oder Impfung erneut mit dem Coronavirus, etwa mit der Omikron-Variante, erhält der Betroffene anschließend den Grünen Pass als Genesener.