Von: mk
Luttach – Ein gerichtliches Gutachten wirft ein neues Licht auf den verheerenden Verkehrsunfall in Luttach am 5. Jänner, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen und acht weitere verletzt wurden.
Der stellvertretende Oberstaatsanwalt Axel Bisignano, der die Untersuchung leitet, hat Angang Juni gemeinsam mit dem Veroneser Gerichtsgutachter Luigi Cipriani am Unfallort einen Lokalaugenschein durchgeführt, und zwar um 1.15 Uhr in der Früh – genau zur selben Zeit, als sich auch der Unfall im Jänner ereignet hat.
Laut Erkenntnissen des Gutachters war der Unfalllenker mit 90 Stundenkilometern unterwegs. Der Lenker hat bekanntlich in alkoholisiertem Zustand am Steuer gesessen. Trotzdem fällt mit dem Gutachten ein Erschwernisgrund weg, und zwar die Überschreitung der erlaubten Fahrtgeschwindigkeit um das Doppelte oder um noch mehr. Einem Gutachter der Verteidigung zufolge waren es sogar nur 80 km/h.
Der Gerichtsgutachter hat außerdem festgestellt, dass die Fußgänger sich nicht exakt auf dem Zebrastreifen befunden haben, sondern mehrere zehn Meter davon entfernt.
Der Lichtstrahl einer Straßenlaterne, die den Zebrastreifen beleuchtet, könnte laut Gutachten in diesem Fall die Sicht sogar eher behindert haben. Der Lenker hätte demnach die Personen jenseits des Zebrastreifens nicht bemerken können.
Der Fahrer des Busses soll außerdem die deutsche Touristengruppe nicht exakt bei der Haltestelle aussteigen lassen haben, sondern auf der Höhe des Hotels, wo die Gruppe untergebracht war.
Sollten all diese Umstände vom Richter berücksichtigt werden, könnte sich die Position des Unfalllenkers vor Gericht verbessern. Bekanntlich muss er sich wegen Mord im Straßenverkehr verantworten. Die Anhörung vor Richter Emilio Schönsberg findet Mitte September statt.
Der Unfalllenker befindet sich – obwohl sein Hausarrest wieder aufgehoben worden war – noch in einem Kloster in Südtirol. Er war im Jänner betrunken in eine Gruppe Skiurlauber gerast. Sechs waren sofort tot, eine Frau starb später im Krankenhaus. Die meisten Opfer kamen aus Nordrhein-Westfalen. Dem 27-Jährigen wird mehrfache Tötung im Straßenverkehr vorgeworfen. Ihm drohen bis zu 18 Jahre Haft.