Von: mk
Bozen – Die Untersuchung rund um mutmaßliche Einflussnahme im Immobilienbereich, in deren Rahmen gegen 77 Personen ermittelt wird, hat in der Region ein wahres Erdbeben ausgelöst. Aufgrund von Vollstreckungsbefehlen wurden acht Personen aus Südtirol und dem Trentino in den Hausarrest überstellt – unter anderem auch der Südtiroler Wirtschaftsprüfer Heinz Peter Hager. Gemeinsam mit der Bozner Gemeindebeamtin Daniela Eisenstecken wird er heute vom Untersuchungsrichter angehört.
Wie berichtet, geht die Trientner Antimafia-Staatsanwaltschaft davon aus, dass Hager im Auftrag des Tiroler Magnaten René Benko in Südtirol hinter den Kulissen die Fäden zog. Nicht immer sollen die Regeln eingehalten worden sein.
Der Wirtschaftsberater, der die Medien selbst über seine Festnahme informiert hatte, hat sich Anwalt Carlo Bertacchi als Rechtsbeistand zugelegt. In Hagers erster Stellungnahme hieß es, er habe den Ermittlern die volle Zusammenarbeit angeboten und äußere großes Vertrauen in die Justiz.
Die Anklage ist hingegen davon überzeugt, dass Hager das Südtiroler Wirtschaftsgefüge infiltriert und Druck auf Architekten und Funktionäre ausgeübt hat, um den Amtsweg zur Verwirklichung seiner eigenen Projekte zu beschleunigen.
Eisenstecken soll als Verantwortliche des Amts für die Verwaltung des Gemeindegebietes laut Staatsanwaltschaft bei den Verfahrenswegen behilflich gewesen sein. So soll sie sich unbefugt in das Informatiksystem des Amts eingeloggt haben, um Dokumente abzurufen und zu verändern.
Der Publizist Lorenzo Barzon sowie die Architekten Andrea Saccani und Fabio Rossa, die vom Richter bereits angehört wurden, bleiben unterdessen im Hausarrest. Sie dürfen allerdings mit ihrer Außenwelt in Kontakt treten. Ihr Anwalt Beniamino Migliucci hat bereits Einspruch beim Haftprüfungsgericht erhoben. Die Anhörung ist für den 17. Dezember angesetzt.
Dasselbe hat auch Rechtsanwalt Andrea Rambaldi für den Unternehmer Paolo Signoretti aus Rovereto getan. Signoretti gilt – ähnlich wie Hager – als Strippenzieher in Benkos Auftrag. Die einzige Beschuldigte, die die Aufhebung der Untersuchungshaft erreicht hat, ist die Bürgermeisterin von Riva del Garda, Cristina Santi. Sie unterliegt allerdings der Auflage, das Gemeindegebiet nicht zu verlassen.
Unterdessen hat sich die Schoeller Group zu Wort gemeldet und gibt Entwarnung. Sie treibt derzeit die Realisierung des Kaufhauses WaltherPark im Bereich zwischen Südtiroler Straße, Verdi- und Bahnhofsplatz in Bozen voran. Das großflächige Bauvorhaben im Innenstadtbereich der Südtiroler Landeshauptstadt wurde von David Chipperfield entworfen. Ursprünglich sollte das Projekt von der Signa Rem Italia GmbH der Signa-Gruppe des Investors René Benko verwirklicht werden, bis es zu bis deren Insolvenz im Jahr 2024 kam.
Wie der neue Besitzer Christoph Schoeller erklärt, schreiten die Arbeiten am Kaufhaus planmäßig ohne Unterbrechung voran. Das Projekt sei so strukturiert, dass alle Prozesse reibungslos unabhängig von einzelnen Personen ablaufen würden. „Das gilt auch für die Funktionen, die Heinz Peter Hager innehat.“
Die Zusammenarbeit mit Partnern sei gut und der Verkauf der Immobilie laufe wie geplant. Das Unternehmen zeigt sich zuversichtlich, das Projekt erfolgreich abzuschließen.
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