Von: mk
Bozen – Beim Heliskiing werden Wintersportler mit dem Hubschrauber auf einen Gipfel geflogen. Von dort beginnt dann die Abfahrt durch tiefen Pulverschnee. Das ist die Faszination, die diese Sportart ausmacht. Zwei jungen Unternehmern aus Südtirol kostete die Leidenschaft dafür das Leben.
Wie berichtet, ist es am Montagnachmittag gegen 16.30 Uhr (kanadische Zeit) auf den Bergen bei Terrace in British Columbia in Kanada zu einem tragischen Hubschrauberabsturz gekommen. Betroffen war eine Gruppe, die aus bekannten Familien aus Südtirol und dem Trentino stammen. Seit Kurzem hatten sie die Führung in den familieneigenen Unternehmen übernommen, doch die Verbindung zu den Bergen und zum Sport in der freien Natur ist ihnen geblieben.
Die genaue Unfalldynamik ist noch unklar. Fest steht allerdings, dass ein zweiter Hubschrauber unversehrt gelandet ist.
Unter den Opfern, die tödlich verunglückt sind, befinden sich Andreas Widmann (35), Sohn von Heinrich Widmann, dem Gründer des Südtiroler Sportmodeherstellers TEXmarket sowie Heiner Oberrauch junior (29) von der Sportler-Gruppe, der Sohn des bekannten Unternehmers Georg Oberrauch.
Sein Bruder Jakob (34), der Geschäftsführer der Sportler AG, wurde hingegen verletzt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet.
Verletzt wurden auch Emilio Zierock (35), der Geschäftsführer des Weinguts Foradori in Mezzolombardo, der aus dem Trentino stammt, aber in Neumarkt lebt, und Johannes Peer (34), der Finanzchef der Sportlergruppe und außerdem Schwager von Jakob und Heiner Oberrauch. Sie wurden geborgen und ins Krankenhaus gebracht. Während Jakob Oberrauch und Johannes Peer bei Bewusstsein sein sollen, wurde Emilio Zierock am schwersten verletzt. Mittlerweile wurde er in eine Spezialklinik nach Vancouver gebracht. Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, schwebt er trotz der Schwere der Verletzungen nicht in Lebensgefahr.
Wie die beiden anderen Überlebenden Jakob Oberrauch und Johannes Peer hat er mehrere Knochenbrüche davongetragen. Beim dritten Todesopfer handelt es sich um den kanadischen Piloten. Verletzt wurde auch der Tourenführer, der die Gruppe durch den Tiefschnee sicher ins Tal geleiten sollte.
Die Gruppe, die mit dem zweiten Hubschrauber unterwegs war, blieb hingegen unversehrt. Die Betroffenen werden noch eine Weile in Kanada verbleiben, um ihren Bekannten zur Seite zu stehen.
Der Geschäftsführer von Northern Escape Heli Skiing, John Forrest, bestätigte um 20.00 Uhr, dass drei Menschen bei dem Absturz ums Leben gekommen sind: “Es ist unmöglich, die tiefe Trauer in Worte zu fassen, die wir empfinden, und die Trauer, die unsere Gäste und Mitarbeiter teilen.”
Weitere Informationen würden bekannt geben, sobald diese verfügbar seien.
Forrest betonte außerdem, er sei den verschiedenen Rettungsdiensten dankbar, die sofort nach dem Vorfall in Aktion getreten seien.
Bei dem abgestürzten Hubschrauber hat es sich offenbar um eine Maschine des Typs Agusta A119 Koala gehandelt, die bis zu acht Personen transportieren könne, berichtete die Nachrichten-Website “Global News”. Wie viele Menschen sich an Bord befunden hatten, war zunächst nicht bekannt. Auch über eine mögliche Unfallursache wurden vorerst keine Angaben gemacht.
Jakob Oberrauch rief die Rettungskräfte
Die Ermittlungen zur Unfallursache laufen auf Hochtouren. „Hubschrauberunfälle sind selten“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens, „dennoch stellen sie ein Risiko für Heli-Skifahrer dar. Northern Escape Heli-Skiing trifft alle notwendigen Vorkehrungen, um das Risiko zu minimieren, indem es sich an die Sicherheitsstandards der Branche hält. Wie bei vielen anderen Outdoor-Aktivitäten ist es jedoch unmöglich, die Risiken zu 100 Prozent auszuschließen.“ Einer ersten Rekonstruktion zufolge könnte ein Schneegestöber, das aufgekommen war, die Sicht des Hubschrauberpiloten beeinträchtigt haben.
Trotz seiner schweren Verletzungen soll es Jakob Oberrauch gewesen sein, der nach dem Absturz über Funk die Rettungskräfte alarmiert hatte.
Aufgrund der widrigen meteorologischen Umstände und der heraufziehenden Dunkelheit war die Suche der Rettungskräfte zunächst schwierig gewesen. Als sie an den Ort des Absturzes eintrafen, waren Andreas Widmann junior und Heiner Oberrauch junior bereits tot.
Tajani bekundet Beileid
Der italienische Außenminister Antonio Tajani hat angesichts der Tragödie sein tiefstes Beileid bekundet. Gleichzeitig hat er den Vetretern der Botschaft in Kanada aufgetragen, den verletzten italienischen Staatsbürgern maximales Augenmerk zu schenken. Das Generalkonsulat in Vancouver stehen in Kontakt mit den Behörden vor Ort und mit dem Krankenhäusern, wo die Verletzten versorgt werden.
Auch Regionalratspräsident Roberto Paccher meldete sich zu Wort und sprach den Angehörigen sein Beileid aus. „Aufgrund erster Meldungen aus Übersee haben wir erfahren, dass Heiner Oberrauch junior und der Unternehmer im Textilsektor, Andreas Widmann junior, ums Leben gekommen sind. Unsere Sorgen und Hoffnungen richten sich nun auf Jakob Oberrauch, den Bruder von Heiner, und auf den Trientner Emilio Zierock, der Geschäftsführer des Weinguts Foradori, da sich beide derzeit im Krankenhaus befinden“, erklärte Paccher.
In Südtirol hat man auf die Nachricht mit Erschütterung reagiert. Die Mitglieder der Familie Oberrauch sind bekannt als fähige Manager, gleichzeitig stehen sie aber auch in enger Verbindung mit dem Volontariat in Südtirol und der katholischen Kirche. Der Onkel der beiden in Kanada verunglückten Brüder, Heiner Oberrauch senior, ist Präsident des Südtiroler Unternehmerverbandes und Eigentümer der Oberalp Gruppe, die unter anderem Salewa und Dynafit umfasst. Wie für die Familie Widmann sind auch für die Familie Oberrauch die Berge von großer Bedeutung. „Wir sind am Boden zerstört“, erklärte Heiner Oberrauch senior.