Von: luk
Graubünden/Wallis – In der Schweiz haben Wölfe aufgrund von Herdenschutzmaßnahmen im ersten Halbjahr deutlich weniger Nutztiere gerissen als im Vorjahreszeitraum. Darauf macht die “Gruppe Wolf Schweiz” aufmerksam. Sie sagt: Der Aufwand der Alpbewirtschafter zahle sich aus.
“Im ersten Halbjahr 2023 wurden in den am stärksten vom Wolf betroffenen Kantonen Wallis und Graubünden massiv weniger Nutztiere gerissen als in der selben Periode im Vorjahr. Entsprechend gab es auch weniger Abschussbewilligungen: Vergangenes Jahr wurden alleine im ersten Halbjahr sechs Wölfe zum Abschuss freigegeben, dieses Jahr noch gar keine”, so die Gruppe.
26 Wolfsrudel und etwa ein Dutzend Wolfspaare lebten im vergangenen Winter in der Schweiz. Weil auch viele dieser Rudel und Paare dieses Jahr Jungtiere aufziehen dürften und nach wie vor Wölfe aus den Nachbarländern einwandern, steige der Wolfsbestand weiter an. Gegenüber dem Vorjahr sei die Zahl der Risse durch die Wölfe in den am stärksten vom Wolf betroffenen Kantonen Wallis und Graubünden jedoch stark rückläufig. “Im Wallis gibt es bisher 55 Prozent weniger Risse als im Vorjahr, in Graubünden sogar 80 Prozent weniger. Diese Zahlen verdeutlichen, dass es nicht die Größe des Wolfsbestandes ist, die bestimmt, wie viele Risse es gibt, sondern der Herdenschutz. Mehr Wölfe verursachen nicht automatisch mehr Schäden. Eine Regulierung des Bestandes stellt somit auch keinen Herdenschutz dar. Die internationale Studienlage zeigt viel mehr, dass Abschüsse das Risiko von Rissen sogar erhöhen können”, heißt es weiter.
Erwähnenswert sei, dass der Weidegang der Tiere dieses Jahr aufgrund eines milden Winters und frühen Frühlingsbeginns zeitig erfolgte. “Entsprechend sind die rückläufigen Risse nicht etwa darauf zurückzuführen, dass die Nutztiere witterungsbedingt länger als sonst in den Ställen gehalten wurden. Viel mehr spricht alles dafür, dass der besser ausgebaute Herdenschutz Früchte trägt. Zahlreiche Alpen setzen dieses Jahr erstmals Herdenschutzmaßsnahmen um, die vom Bund mittlerweile grosszügig finanziert werden. Auch die wolfsabweisenden Zäune auf den siedlungsnahen Frühlings- und Herbstweiden wurden sichtbar ausgebaut. Der grosse und respektierte Aufwand, den Alpbewirtschafter und Tierhalterinnen für den Herdenschutz betreiben, zahlt sich aus. Dies erstaunt nicht, schließlich werden Maßnahmen wie Herdenschutzhunde, gesicherte Nachtweiden und Hirten seit Jahrtausenden erfolgreich angewandt. Sie stellen die neue Realität bei der Haltung von Schafen und Ziegen dar”, so die “Gruppe Wolf Schweiz”.