Von: mk
Bozen – Haben uns in den vergangenen zwei Jahren die Atemschutzmasken noch geschützt, kehren grippeähnliche Erkrankungen nun mit voller Wucht zurück. Vor allem Kinder sind betroffen. Obwohl eine Impfung helfen würde, zögern noch immer viele Familien.
Die eigentliche Grippewelle tritt in der Regel nicht vor Weihnachten auf. Heuer scheint dies anders zu sein. Die Tatsache, dass wir auch bei Menschenansammlungen, etwa in den Städten auf der Straße oder im Supermarkt kaum mehr eine Maske tragen, scheint sich auszuwirken.
Die Betroffenen leiden an Husten, Erkältung und Halsweh. Um eine Corona-Infektion auszuschließen, machen viele sicherheitshalber einen Test. Doch die Verbreitung des Virus scheint im Moment relativ stabil zu sein.
Aber auch wenn es um grippeähnliche Infekte geht, sind Südtiroler nach wie vor Impfmuffel. „Der Sanitätsbetrieb hat für Lana einen Bedarf von 240 Dosen errechnet. 140 Patienten habe ich geimpft. Das sind mehr als die Hälfte“, zeigte sich Domenico Bossio, Hausarzt in Lana, zufrieden.
Ärzte empfehlen grundsätzlich die Impfung gegen Grippe und gegen Lungenentzündung, die von Pneumokokken ausgelöst wird. Ähnlich wie bei Corona, gilt das für fragile Patienten, wie etwa Senioren oder chronisch Kranke ganz besonders.
Dass diesmal das Grippesyndrom vor allem bei Kindern aggressiv zuschlägt, bestätigt auch Kinderfachärztin Emanuela Pedevilla. „Viele Kinderärzte verzeichnen einen starken Anstieg bei Visiten und Beratungen“, erklärt sie laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung Alto Adige.
Die Erkrankung ist durch hohes Fieber in den ersten drei bis vier Tagen gekennzeichnet, wobei auch Spitzen bis zu 40 Grad erreicht werden. Zusätzlich leiden die Kinder unter Erkältung und Husten. Laut ministeriellem Rundschreiben wird die Impfung für Kinder im Alter von sechs Monaten bis zu sechs Jahren empfohlen.
Oft finden Grippesyndrome in Kindergärten, Krippen und Schulen ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. Kinder tragen die Krankheit dann aber auch nach Hause in die Familie und stecken womöglich auch Großeltern an. „Es gibt Familien, die drei Wochen lang zu Hause eingesperrt sind – ein wahrer Mini-Lockdown“, erklärt Pedevilla.
Weil die Versorgung von kranken Kindern vor allem für berufstätige Eltern nicht immer einfach ist, wäre eine höhere Impfrate sicher hilfreich. „Viele Eltern sind gut informiert, reagieren sensibel auf das Thema und lassen ihre Kinder impfen“, erklärt Pedevilla. Trotzdem sei in den kommenden Jahren eine Steigerung der Impfrate nötig, wobei die Impfung auch für Kinder über sechs Jahren geeignet sei.