Der Tatverdächtige wurde wegen Mordes angeklagt

Hinweise auf Motive nach Mord an US-Versicherungschef

Mittwoch, 11. Dezember 2024 | 14:23 Uhr

Von: APA/AFP/dpa

Bei den Ermittlungen zum Mord an dem US-Versicherungschef Brian Thompson in New York hat die Polizei Hinweise auf das mögliche Motiv des Tatverdächtigen gefunden. Der in Pennsylvania festgenommene Luigi Mangione trug nach Angaben der Polizei ein handschriftliches Manifest bei sich, in dem er seine Wut auf das US-Gesundheitssystem zum Ausdruck brachte. Bei einem Gerichtstermin in Pennsylvania am Dienstag lehnte der 26-Jährige eine Überstellung nach New York ab.

“Ich habe dieses Manifest lesen können”, sagte der Chefermittler der New Yorker Polizei, Joseph Kenny, dem Sender ABC. Mangione sei frustriert über die Gesundheitsversorgung in den USA gewesen. In seinem Text weise er darauf hin, dass das US-Gesundheitssystem das teuerste weltweit sei, die USA bei der Lebenserwartung aber nur auf Rang 42 stünden. “Er hat viel über seine Verachtung für US-Konzerne und insbesondere für die Gesundheitsindustrie geschrieben”, sagte Kenny.

Mangione war am Montag nach tagelanger Fahndung in der Stadt Altoona in Pennsylvania festgenommen worden, nachdem er in einem McDonald’s-Restaurant erkannt worden war. Ihm werden Mord, Schusswaffenbesitz und der Besitz gefälschter Papiere vorgeworfen.

Schreie bei Gericht

Am Dienstag erschien der 26-Jährige vor einem Gericht im Bezirk Blair. Mangione wehrte sich und schrie “ungerecht” und “eine Beleidigung für die Intelligenz des amerikanischen Volkes”, als Justizbeamte ihn in Handschellen und orangefarbener Häftlingskleidung ins Gericht führten. Dort lehnte er eine Überstellung nach New York ab, wie Staatsanwalt Peter Weeks mitteilte. Die Anwälte des 26-Jährigen haben nun zwei Wochen Zeit, Argumente für dessen Verbleib in Pennsylvania vorzubringen. Mangiones Anwalt Thomas Dickey bezeichnete seinen Mandanten als unschuldig und betonte, ihm lägen “null” Beweise dafür vor, dass dieser der Todesschütze sei.

Der Verdächtige sieht sich nach Einschätzung der Polizei als “Held”. Das geht aus einem Bericht der Polizei in New York hervor, der der “New York Times” und dem Sender CNN vorliegt. “Er schien die gezielte Tötung des höchsten Unternehmensvertreters als symbolischen Schlag und direkte Aktion gegen die angebliche Korruption und die “Machtspiele” des Unternehmens zu betrachten”, zitieren die Medien aus dem Bericht.

Mangione ist dringend verdächtig, am Mittwoch vergangener Woche in New York den 50-jährigen Chef des Krankenversicherungskonzerns UnitedHealthcare, Brian Thompson, auf offener Straße erschossen zu haben. Thompson stand seit 2021 an der Spitze des Unternehmens, eines der größten Krankenversicherer der USA mit 440.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 371 Milliarden Dollar (353 Milliarden Euro).

Politiker verurteilen Tat

Thompsons Ermordung hatte für Erschütterung gesorgt, aber im Internet auch zu einer Serie hasserfüllter Kommentare über US-Krankenversicherer geführt. Den Konzernen wurde darin vorgeworfen, sich auf Kosten der Patienten zu bereichern. Berichte, wonach die bei dem Mord verwendeten Patronen mit den oft von Versicherungen bei der Abweisung von Patientenansprüchen genutzten Worten “delay” und “deny” beschriftet waren, bestätigte die Polizei bisher nicht.

Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro verurteilte die Tat. “Man tötet niemanden kaltblütig wegen politischer Fragen oder um damit seine Meinung kundzutun”, erklärte der demokratische Politiker. Auch das Weiße Haus reagierte am Dienstag. “Auf Gewalt zurückzugreifen, um die Habgier von Unternehmen zu bekämpfen, ist nicht akzeptabel”, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.

Sohn einer vermögenden Familie

Nach Informationen der “New York Times” litt Mangione unter starken Rückenschmerzen und wurde deshalb im vergangenen Jahr operiert. Ein Foto auf einem seiner mutmaßlichen Internet-Konten zeigt eine Röntgenaufnahme einer Wirbelsäule mit einem Implantat.

Laut US-Medien ist Mangione Sohn einer vermögenden Familie aus der Region Baltimore, die unter anderem mehrere Country Clubs besitzt. Die Familie veröffentlichte eine Erklärung, in der sie sich “geschockt und erschüttert” zeigte.

Mangione wuchs nach Angaben der Ermittler im US-Bundesstaat Maryland auf und studierte später an der University of Pennsylvania, wo er ein Examen in Ingenieurwissenschaften ablegte und als ausgezeichneter Student galt. Nach Angaben der Polizei war er zuletzt in Honolulu auf Hawaii gemeldet.

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