Bereits 104 offizielle Fälle seit Jahresbeginn

Hochansteckend – Keuchhusten ist zurück

Samstag, 11. Mai 2024 | 17:37 Uhr

Von: AP

Bozen – Im laufenden Jahr wurden in Südtirol bereits 104 offizielle Fälle von Keuchhusten registriert, berichtet die Dolomiten Tageszeitung in ihrer heutigen Samstagsausgabe. Eine Zahl, so viele wie in den vergangenen 7 Jahren zusammen. “Die Welle breitet sich derzeit über ganz Europa aus”, bestätigt Dr. Silvia Spertini, stellvertretende Leiterin des Dienstes für Hygiene und öffentliche Gesundheit. “Diese Entwicklung ist nicht ungewöhnlich”, beruhigt sie.

Keuchhusten, auch bekannt als Pertussis, ist hochansteckend und schwer zu diagnostizieren. “Ja, derzeit zirkuliert die Infektionskrankheit in Südtirol”, bestätigt Dr. Silvia Spertini. Die Krankheit betrifft Menschen jeden Alters. Seit Jahresbeginn wurden hier über 100 Fälle gemeldet. Ein möglicher Grund, so die Expertin, könnte ein “Meldebias” sein, was bedeutet, dass das Bewusstsein für Keuchhusten durch eine erhöhte Aufmerksamkeit gestiegen ist. “Es gab jedoch auch in anderen Jahren vor der Pandemie höhere Fallzahlen.” “Ein solcher Anstieg sei also nicht ungewöhnlich. Seit 2023 steigen die Fälle wieder an. Im Durchschnitt gibt es alle 5 Jahre eine Pertussiswelle”, erklärt Dr. Spertini.

Viele Betroffene wissen zu Beginn oft nicht, dass sie an Keuchhusten erkrankt sind – obwohl er hochansteckend ist und durch Tröpfchen übertragen wird. “Anfangs haben die Betroffenen Erkältungssymptome”, erklärt Dr. Silvia Spertini. Ein bis zwei Wochen später tritt dann ein Husten auf, der bis zu 10 Wochen anhalten kann.

Laut Dr. Spertini sind die Betroffenen besonders im ersten – unspezifischen – Stadium der Erkrankung ansteckend. Die Ansteckungsgefahr besteht nicht mehr 3 Wochen nach dem ersten Auftreten des Hustens. “Die Einnahme von Antibiotika kann auch dazu beitragen, die Dauer der Ansteckungsfähigkeit zu verkürzen.” Engen Kontaktpersonen der Betroffenen wird empfohlen, vorbeugend Antibiotika einzunehmen, um einen Ausbruch von Keuchhusten zu verhindern.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnte erst kürzlich: Von 2023 bis April 2024 wurden in Europa fast 60.000 Keuchhusten-Fälle gemeldet, ein Anstieg um mehr als das Zehnfache im Vergleich zu 2022 und 2021. Doch nicht nur in der EU nehmen die Fälle zu: In Großbritannien sind bisher im Jahr 2024 5 Säuglinge an der Krankheit gestorben. “Keuchhusten ist besonders für Säuglinge unter 6 Monaten gefährlich”, informiert Dr. Spertini. Bei ihnen ist das Risiko von Komplikationen am höchsten.

Um diese Hochrisikogruppe zu schützen, wird seit Jahren empfohlen, dass sich schwangere Frauen ab der 28. Schwangerschaftswoche impfen lassen. “Die Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten erhöht den Schutz der Schwangeren, der dann auf ihr ungeborenes Kind übergeht”, erklärt Dr. Spertini. Damit sind die Neugeborenen in den ersten Lebensmonaten geschützt (wir haben berichtet).

Doch nicht nur schwangere Frauen sollten sich gegen Keuchhusten impfen lassen, rät die Expertin. “Kleinkinder sollten im 3., 5. und 11. Lebensmonat geimpft werden; Kinder im 6. Lebensjahr und mit 15 Jahren”, sagt sie. Danach wird empfohlen, die Impfung alle 10 Jahre aufzufrischen. Denn “der Impfschutz lässt nach einigen Jahren nach und hält nicht lebenslang an.”

In den letzten Jahren gab es in Südtirol keine Todesfälle, schließt Dr. Silvia Spertini. “Aber in den Jahren vor der Pandemie wurden einige Neugeborene auf der Neugeborenenintensivstation in Verona aufgrund von Keuchhusten behandelt.”