Von: mk
Bozen – Die Hochwasserwelle läuft derzeit durch Eisack und Etsch nach Süden. Bei der Bewertungskonferenz im Landeswarnzentrum in der Agentur für Bevölkerungsschutz wurde heute beschlossen, die Aufmerksamkeitsstufe aufrecht zu erhalten. “Da die Böden gesättigt sind und mit weiteren Einsätzen der Geologen zu rechnen ist, wird die Aufmerksamkeitsstufe wegen möglicher Rutschungen und Steinschläge bis morgen verlängert”, erklärt der Direktor des Landeswarnzentrums in der Agentur für Bevölkerungsschutz Willigis Gallmetzer. Das hydrogeologische Gefahrenpotential wird heruntergestuft, die Hochwassergefahr wird als niedrig eingeschätzt, die Dämme werden weiterhin beobachtet.
Die Störung ist nach Osten weitergezogen, berichtete der stellvertretende Direktor des Landesamtes für Meteorologie und Lawinenwarnung Günther Geier, die höchsten Niederschlagsmengen bei diesem außergewöhnlichen Ereignis wurden mit 80 Liter pro Quadratmeter in Platt in Passeier und in Mühlwald verzeichnet. In den nächsten Tagen sind keine großen Niederschläge und zivilschutzrelevanten Wetterereignisse zu erwarten.
Mit ein Grund für den ungewöhnlich schnellen Anstieg der Pegel war die Vorbefeuchtung des Territoriums, erläuterte der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale. Man sei „gut gerüstet“ gewesen, wurde betont, da die Wettersituation gut prognostiziert und auch die Hochwasserwelle durch das Hochwassermodell gut eingeschätzt worden war. Die Hauptspitze der Hochwasserwelle ist gegen Mittag in Salurn vorbeigezogen. Die höchsten Wasserstände haben in etwa dem Hochwasserereignis von Ende August vergangenen Jahres entsprochen. Von Norden nach Süden werden die Warnstufe und die Vorwarnstufe innerhalb der kommenden Stunden unterschritten.
“Die Hochwasserschutzeinrichtungen, auch die mobilen, haben ihren Dienst getan und waren notwendig”, unterstreicht der Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Klaus Unterweger. Hilfreich war auch, dass die Prognosen punktgenau eingetroffen sind und daher alle vorgewarnt waren. “Alle Pegel gehen derzeit zurück”, erklärte der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo. Schäden an mehreren Bächen wurden vor allem aus dem Osten des Landes gemeldet. Derzeit entspannt sich die Lage relativ schnell, die Wildbachverbauung ist bereits in mehreren Orten mit Aufräumarbeiten befasst.
Laut Landesnotrufzentrale wurden seit gestern um 19.00 bis 11.00 Uhr 85 Einsätze der Feuerwehren in ganz Südtirol gezählt, die Berufsfeuerwehr Bozen war mit den Freiwilligen Feuerwehren Bozen und Gries bei rund zehn Einsätzen, vor allem in der Sill und bei der Autobahneinfahrt Bozen-Süd, berichtete der Offizier der Berufsfeuerwehr und Leiter Stab Giuseppe Felis bei der Lagebesprechung im Lagezentrum.
Hochwasserlage in Klausen
In Klausen ist der Eisack in der Nacht auf heute teilweise über die Ufer getreten und hat Keller überschwemmt. Die Alarmierung der Bürgerinnen und Bürger erfolgte um 5.50 Uhr mit dem Bevölkerungsinformationssystem BIS: Sie wurden aufgefordert, tiefer gelegene Räumlichkeiten zu vermeiden. Derzeit ist die Situation in den Uferbereichen stabil.
Hochwasserlage in Neumarkt
Wie in Klausen wurde auch in Neumarkt die Bezirkseinsatzzentrale BEZ der Freiwilligen Feuerwehr aktiviert, Hochwasserdienst und Deichwachen sind im Einsatz. Die Uferbereiche stehen weiterhin unter Beobachtung.
Brennerstaatsstraße und Bahnlinie bei Blumau weiter gesperrt
Nach Murenabgängen bleiben die Brennerstaatsstraße und die Brennerbahnlinie bei Blumau weiterhin gesperrt, ein Busersatzdienst wurde eingerichtet. Der Abteilungsdirektor des Landesstraßendienstes Philipp Sicher und der Direktor des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung Volkmar Mair werden die Lage bewerten. Mittlerweile ist die Situation auf den Straßen wieder relativ ruhig, einige Probleme gab es unter anderem auf den Landesstraßen Mühlwald und Waidbruck-Kastelruth. Die Landesstraße nach Pfunders wurde am Mittag wegen möglicher Rutschungen gesperrt.