Von: mk
Eppan – Zwei Jahre sind seit dem Mord an Barbara Rauch vergangen. Lukas Oberhauser drang bekanntlich am 9. März 2020 in ihr Weinlokal in Eppan ein und hat die junge Frau mit 17 Messerstichen getötet. Während Oberhauser in den vergangenen Wochen zu 26 Jahren Haft verurteilt worden, blickt Rauchs Verlobter Philipp Carli nach vorne.
Gemeinsam mit seiner 28-jährigen Partnerin hatte er das Lokal geführt – bis zu der unfassbaren Bluttat. Nun möchte Carli den Bordeaux-Keller wieder eröffnen, „um das Lächeln von Barbara am Leben zu erhalten“. Dies erklärte er gegenüber der Sonntagszeitung „Zett“ angesichts des traurigen Jahrestags.
Bereits in den vergangenen Monaten hatte das Weinlokal seine Tore offen – allerdings nur mit verkürzten Öffnungszeiten. „Sie war die Seele an diesem Ort, die Koordinatorin, sie hatte ein Lächeln und ein freundliches Wort für jeden“, erklärt Carli.
Dem Verlobten zufolge legte Barbara Rauch Wert auf Ordnung und auf gute Organisation. Ob es eine gute Idee ist, an jenen Ort zurückzukehren, wo so ein furchtbares Verbrechen geschehen ist? Carli hat sich lange darüber den Kopf zerbrochen. Dann hat er sich zu diesem Schritt entschlossen. Gemeinsam mit seinem Freund Michael Huber, der ihn unterstützt, führt er nun den Bordeaux-Keller in Eppan.
„Barbara hätte nie gewollt, dass ihr Lokal geschlossen bleibt oder dass andere Leute die Leitung übernehmen“, erklärt Carli. Vielleicht handelt es sich auch um seine Strategie, um mit dem Schmerz umzugehen. Das Paar war 15 Jahre lang zusammen.
„Wenn ich das Lokal betrete, denke ich an sie – was sie wohl gemacht hätte: die Geschirrspülmaschine, den Ofen einschalten, die Kasse kontrollieren. All das erinnert mich an Barbara“, erklärt Carli. Um die Tische und um die Möbelstücke habe sie sich ganz besonders gekümmert.
„Ich habe viel von ihr gelernt, vor allem das Zuhören. Für ihre Gäste hatte sie stets ein offenes Ohr, darin war sie eine Meisterin“, betont Carli. Ihn betrübt die Tatsache, dass die Leute mehr über den Prozess als über seine Verlobte reden. „Die Gesellschaft hat Angst davor, über die Verstorbenen zu sprechen. Doch man sollte mehr über sie reden, als über die Dynamik von Prozessen“, betont Carli.
Die Unterstützung und die Wärme, die er von seiner Familie und von Freunden erhält, verleihen auch dem Lokal eine andere Atmosphäre – mit weniger Tratsch, sondern auch Platz für tiefgründigere Themen. Manchmal hat man das Gefühl, die Zeit bleibt stehen.
Philipp Carli und seine vierjährige Tochter Emma haben definitiv ein neues Kapitel in ihrem Leben auf geschlagen. Doch Barbara Rauch bleibt ein wesentlicher Teil davon.