"Tiere auch von Bozen aus gesammelt"

Illegale Kälbertransporte nach Spanien aufgedeckt

Dienstag, 26. März 2019 | 19:00 Uhr

Von: luk

Bergheim/Bozen – Die österreichische Tierschutzorganisation “Verein Gegen Tierfabriken” hat illegale Kälbertransporte nach Spanien dokumentiert. Auch von Bozen aus würden Tiere gesammelt, die Vic (Spanien) als Bestimmungsort haben, so die VGT.

“Gerade einmal wenige Wochen alt sind die Kälber aus der Milchwirtschaft, wenn sie aus ganz Österreich zusammengesammelt und in Bergheim, Salzburg, auf große Langstreckentransporter verladen werden. Auf den behördlich abgestempelten Transportdokumenten sind 18,9 Stunden angegeben, was bei maximal erlauben 19 Stunden äußerst knapp bemessen ist. Als Ruheort nach neun Stunden ist die Stadt Savona in der Transportplanung eingetragen – jedoch ohne genaue Adresse.” Das macht die Tierschutzorganisation Verein Gegen Tierfabriken (VGT) stutzig. Sie verfolgt den Transport und stellt Verfehlungen fest.

“Zu lange Fahrt – mangelhafte Versorgung”

“Insgesamt über 22 Stunden war zum Beispiel ein Transporter von Bergheim bis Vic in Spanien unterwegs.” Mitarbeiter des VGT dokumentierten die gesamte Fahrt. Dabei sei aufgefallen, dass der angegebene Versorgungsstopp in Savona, Italien, ignoriert wurde. Kurze Zeit nach der Autobahnabfahrt hält der Lkw für eine Stunde an der Autobahn. Von einer Einhaltung der gesetzlichen Versorgungs- und Tränkpflicht für die ausschließlich milchtrinkenden Kälber ist nicht auszugehen – denn die automatischen Wasser-Tränken des Lkw sind für nicht entwöhnte Tiere nicht geeignet”, heißt es vonseiten des VGT.

vgt

Vielschichtige Kritik

VGT Kampagnenleiter Tobias Giesinger, der selbst an der Dokumentation teilnahm: „Wir sind erschüttert über die Zustände während des Transports. Nicht nur wird die ohnehin schon unglaublich lange, gesetzlich gedeckte Transportzeit von 19 Stunden überschritten – nicht einmal die Mindestversorgung der Kälber wird bereitgestellt. Diese Tiere sind im Säuglingsalter!“

Auch die zuständigen Behörden werden sich erklären müssen, heißt es in einer Aussendung. Giesinger weiter: „Es hätten dem zuständigen Amtstierarzt oder der Amtstierärztin mehrere Ungereimtheiten auffallen müssen. Erstens ist es nicht möglich, nicht entwöhnte Tiere auf den Transporten zu versorgen, weswegen sie spätestens nach neun Stunden entladen werden müssten. Der Amtstierarzt, oder die Amtstierärztin muss also davon ausgehen, dass sich am angegebenen Ruheort eine offizielle Kontrollstelle befindet, da Tiere nur dort abgeladen werden dürfen. Eine Adresse, um dies zu überprüfen, gibt es nicht. Eine Stunde Pause hätte außerdem nie ausgereicht, die Kälber abzuladen, einzeln zu tränken und wieder aufzuladen. Zweitens ist selbst die reine Fahrtzeit nur mit ständiger Geschwindigkeitsüberschreitung für den Lkw zu schaffen – die Plausibilitätsprüfung hätte das eindeutig ergeben müssen. Diese Transporte hätten also gar nicht erst bewilligt werden dürfen.“

Anzeigen erstattet – Veränderungen gefordert

Der VGT erstattet wegen der dokumentierten Übertretungen Anzeige. Gleichzeitig wird gefordert, dass zumindest die bestehenden Gesetze eingehalten werden, sodass es gar nicht erst zu derart groben und vermutlich äußerst häufigen Übertretungen kommen kann. “Es ist sogar zu vermuten, dass Amtstierärzte und Behörden die Dokumente der Transportunternehmen seit Jahren trotz offensichtlicher unrealistischer Angaben unterfertigen und damit wissentlich zum Leid der Tiere beitragen. Ohne diese gesetzlichen Grauzonen wären die Transporte wohl nicht möglich. Behörden, Amtstierärzte und Transportunternehmen übertreten hier systematisch geltendes Recht.”