Von: mk
Bozen – Südtirol liegt bei den Impfungen zwar noch immer an erster Stelle in Italien. Über 100.000 Impfdosen wurden bereits verabreicht. Trotzdem ist eine weitere Beschleunigung möglich, berichtet die Tageszeitung Alto Adige. Im April sollen die Über-70-Jährigen an die Reihe kommen.
In der Altersgruppe der 75- bis 79-Jährigen ist die Durchimpfungsrate allerdings immer noch relativ niedrig. Von 22.596 Personen wurden lediglich 6.100 Personen geimpft und auf der Warteliste sind nur wenige hundert Personen eingetragen. Vor allem in Peripherie des Landes ist die Beteiligung niedriger.
Warum das so ist, darüber kann der Südtiroler Sanitätsbetrieb derzeit nur Vermutungen anstellen: Entweder liegt es daran, dass der Impfstoff von AstraZeneca nach wie vor an Vertrauen eingebüßt hat, oder die Impfskepsis ist generell hoch. Sollten sich nicht mehr Personen anmelden, bleibt dem Sanitätsbetrieb keine Wahl, als zur nächsten Altersgruppe – den 70- bis 74-Jährigen – über zu gehen. Das sind insgesamt 24.846 Personen in Südtirol.
Bereits am Anfang der Impfkampagne hat sich diese Vorgangsweise als vielversprechend herausgestellt: Weil sich das Gesundheitspersonal anfangs nur zögernd impfen ließ, hat der Sanitätsbetrieb reagiert und als erster in Italien die Impfung für die Über-80-Jährigen in die Wege geleitet. In dieser Altersgruppe war der Andrang groß.
Sollten sich bei den 70- bis 74-Jährigen ebenfalls nur wenige einen Impftermin vormerken, wird der Sanitätsbetrieb relativ bald zur Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen und dann zu den 60- bis 64-Jährigen weiter schreiten. Impfgegner und Unentschlossene machen auf diese Weise Platz für jene, die es kaum erwarten können.
Trotz allem appelliert Christian Wenter, Primar an der Geriatrie im Meraner Krankenhaus, an die Vernunft. Er rät dringend zur Impfung und warnt davor, den Termin vor sich her zu schieben. „Wir sehen immer wieder, wie schwer eine Covid-19-Erkrankung verlaufen kann – vor allem bei älteren Patienten“, betont Wenter laut Alto Adige.
Auch der Südtiroler Immunologe Bernd Gänsbacher betont, dass eine Impfung in jedem Fall sinnvoll sei. „Sämtliche Impfstoffe, auch jene denen eine geringere Wirksamkeit attestiert wird, beugen einem schweren Covid-19-Verlauf vor“, erklärt Gänsbacher. Das bedeutet: Es gibt keine schweren Lungenentzündungen sowie keine Leber- und keine Nierenschäden – und man landet nicht auf der Intensivstation. „Derzeit müssen drei Prozent der Infizierten ins Krankenhaus gebracht werden“, erinnert Gänsbacher.