Von: mk
Bozen – In Südtirol leben mehr Ausländer als im Trentino. Der Großteil der Menschen, die bei uns leben und aus dem Ausland stammen, kommt aus Europa – und Frauen sind in der Überzahl. Dies geht aus offiziellen Daten des Landesstatistikinstituts ASTAT hervor.
Am 31.12.2022 leben offiziellen Schätzungen zufolge rund 52.650 Menschen ausländischer Nationalität in Südtirol. Der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung liegt bei 9,9 Personen je 100 Einwohner.
58,4 Prozent der ausländischen Bevölkerung haben in einer der sieben Gemeinden städtischer Größenordnung ihren ständigen Wohnort. Gemäß Schätzungen des ISTAT leben am 31.12.2022 52.647 Personen ohne italienische Staatsbürgerschaft in Südtirol. Das sind 1.054 mehr als im Vorjahr (+2,0 Prozent), womit sich ihr Anteil seit 2002 verdreifacht hat.
Im Bezugsjahr liegt der Anteil der in Südtirol lebenden Ausländerinnen und Ausländer an der Gesamtbevölkerung bei 9,9 Prozent. Dieser Wert übersteigt sowohl die Ausländerquote des Trentino (8,4 Prozent) als auch den gesamtstaatlichen Durchschnitt (8,7 Prozent), reicht aber nicht an die Mittelwerte Nord- und Mittelitaliens heran (11,0 Prozent bzw. 10,8 Prozent).
Im Laufe des Jahres 2022 wanderten 6.996 Menschen ausländischer Nationalität nach Südtirol zu, mehr als die Hälfte davon aus dem Ausland (51,8 Prozent), während 3.863 abwanderten, vorwiegend in andere italienische Provinzen. Daraus resultieren Wanderungsgewinne von 3.133 Personen, die größtenteils auf den internationalen Wanderungssaldo (81,3 Prozent) zurückzuführen sind. Dieser liegt bei 2.547 Einheiten, da 3.625 Ausländerinnen und Ausländer über die Staatsgrenzen einwanderten und 1.078 ins Ausland abwanderten. Im Vergleich dazu haben deutlich mehr Inländerinnen und Inländer ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt (2.116) als umgekehrt (840), was ein Wanderungsdefizit von 1.276 Menschen ergibt.
Die ausländische Wohnbevölkerung erfreut sich einer regen Geburtenentwicklung. Während in den 1990er Jahren hierzulande jährlich rund 100 Kinder ausländischer Nationalität zur Welt kamen, beträgt diese Zahl im Bezugsjahr 668. Die Geburtenrate entspricht 12,8 Lebendgeborenen je 1.000 Einwohner mit ausländischer Staatsbürgerschaft, während sie bei der inländischen Bevölkerung 8,8 Promille beträgt. Hauptgrund für diese Unterschiede ist einerseits der beträchtlich höhere Anteil ausländischer Frauen im gebärfähigen Alter (56,1 Prozent) gegenüber jenem der inländischen Frauen (38,7 Prozent). Andererseits bringt eine Ausländerin im Laufe ihres Lebens im Schnitt mehr Kinder zur Welt als eine Inländerin: Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer liegt bei 2,4 Kindern pro Frau (gegenüber 1,5 bei den Inländerinnen).
Großteil der ausländischen Bevölkerung lebt in den städtischen Gemeinden
Am 31.12.2022 leben in der Landeshauptstadt nahezu 30 Prozent aller in Südtirol anwesenden Ausländerinnen und Ausländer, nämlich 15.457 Personen. In Meran sind es 6.955 Personen (13,2 Prozent) und in Brixen 2.622 (5,0 Prozent). Insgesamt haben rund 30.750 Menschen ohne italienische Staatsbürgerschaft in einer der sieben Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern ihren Wohnsitz (58,4 Prozent).
Bei Betrachtung des prozentuellen Anteils der ausländischen an der Gesamtbevölkerung in den einzelnen Gemeinden, weisen neben den Städten Meran (16,9 Prozent) und Bozen (14,5 Prozent) auch einige kleinere Gemeinden entlang der Brennerachse einen beträchtlichen Wert auf. Dabei handelt es sich um Franzensfeste (28,5 Prozent), Brenner (17,7 Prozent), Salurn an der Weinstraße (17,3 Prozent) und Waidbruck (15,4 Prozent).
18 Gemeinden verzeichnen eine Ausländerquote, die über dem Landesdurchschnitt (9,9 Prozent) liegt. In den restlichen Gemeinden sind ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger im Verhältnis zur gesamten Gemeindebevölkerung jedoch unterdurchschnittlich vertreten, in 35 Gemeinden unterschreitet ihr Anteil sogar die Fünf-Prozent-Marke.
Kulturelle Vielfalt der Südtiroler Gesellschaft steigt weiter an
Zum Jahrsende 2022 leben Menschen aus 147 verschiedenen Nationen in Südtirol. Dadurch wird die Südtiroler Gesellschaft in kultureller Hinsicht immer vielfältiger.
16.384 Personen – das sind 31,1 Prozent der in Südtirol ansässigen ausländischen Bevölkerung – gehören einem der Mitgliedstaaten der Europäischen Union an, davon 6.219 dem deutschsprachigen Kulturkreis (Deutschland und Österreich). EU-Bürger und -Bürgerinnen sind in einigen Bereichen den italienischen Staatsbürgern und Staatsbürgerinnen gleichgestellt, z.B. in Bezug auf Freizügigkeit und Niederlassungsfreiheit sowie Beschäftigung.
Weitere 16.081 Menschen mit ausländischem Pass (30,5 Prozent) entfallen auf die europäischen Staaten, die nicht zur EU zählen, während 19,8 Prozent aus Asien und 13,8 Prozent aus Afrika stammen.
In der Rangliste der Herkunftsländer nimmt Albanien mit 6.557 Personen den ersten Platz ein. Es folgen Deutschland (4.525), Pakistan (3.756), Rumänien (3.576), Marokko (3.366) und Kosovo (2.465). Zusammen mit der Slowakei stellen diese Gemeinschaften die Hälfte aller Ansässigen ausländischer Nationalität.
Schätzungen zufolge (aufgrund der Staatsangehörigkeit) kann davon ausgegangen werden, dass sich rund 40 Prozent der ausländischen Wohnbevölkerung zum Islam bekennen und etwa sechs Prozent einer orientalischen Religion angehören. Immerhin leben hierzulande etwa 20.750 Menschen, die aus den Mitgliedsstaaten der Organisation für Islamische Zusammenarbeit stammen und ungefähr 3.000 Menschen aus Indien, China, Japan oder anderen asiatischen Ländern.
Frauen sind in der Überzahl
Im Bezugsjahr stellen Frauen die Mehrheit der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit (51,9 Prozent). Insgesamt liegt das Geschlechterverhältnis bei 92,7 Männern je 100 Frauen.
Wird das Augenmerk auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen gerichtet, ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen Frauen und Männern unausgewogener. Am geringsten ist der Männeranteil bei den Unionsbürgern und -bürgerinnen sowie bei den Angehörigen eines Staates des amerikanischen Doppelkontinents. Ein genauerer Blick auf das Geschlechterverhältnis der hierzulande lebenden EU-Staatsangehörigen zeigt, dass v.a. die Menschen aus Osteuropa, Österreich, Spanien und Deutschland mehrheitlich weiblich sind. Auch aus den europäischen Nicht-EU-Ländern kommen beträchtlich mehr Frauen als Männer nach Südtirol, wobei die Gemeinschaften der Ukraine, der russischen Föderation und der Schweiz stärker weiblich geprägt sind, die albanische, kosovarische sowie die türkische eher männlich.
In fast allen hierzulande lebenden Gemeinschaften afrikanischer bzw. asiatischer Herkunft sind die Männer in der Überzahl. Eine Ausnahme bilden die Bürger und Bürgerinnen ostasiatischer Staaten, bei denen sich das Geschlechterverhältnis auf 74 Männer je 100 Frauen beläuft.
Ausländische Bevölkerung größtenteils jung, unverheiratet und alleinlebend
Die Altersstruktur der in Südtirol lebenden ausländischen Bevölkerung unterscheidet sich deutlich von jener der inländischen. Bei ersterer sind die 25- bis 45- Jährigen anteilsmäßig am stärksten vertreten, bei der inländischen Bevölkerung sind es die Kohorten im Alter zwischen 45 und 65 Jahren. Dass auch der Anteil der Menschen über 64 Jahren in beiden Gruppen unterschiedlich hoch ausfällt (6,6 Prozent gegenüber 21,8 Prozent), schlägt sich auf den Altersstrukturkoeffizienten nieder: Während bei der inländischen Bevölkerung 142,7 über 64-Jährige auf 100 unter 15-Jährige entfallen, sind es bei der ausländischen lediglich 40,3.
Das Durchschnittsalter der Ausländerinnen und Ausländer beträgt 37,7 Jahre. Im Vergleich dazu sind die Inländerinnen und Inländer im Schnitt 44,2 Jahre alt.