Von: luk
Innichen – In der Pustertaler Gemeinde Innichen sorgen Pflegearbeiten im Garten des Kindergartens für Unmut. Die frühere Kindergartenleiterin Irmgard Brugger hat vor über 20 Jahren einen Naturgarten ins Leben gerufen. Dieser sei als wichtiger Lern- und Bildungsort genutzt worden, um den Kindern die Natur näherzubringen, schreibt sie in einem offenen Brief. Kürzlich wurde der Naturgarten von einer Gärtner-Firma gepflegt. Die getätigten Rückschnittarbeiten stoßen manchen aber sauer auf. “Innerhalb von zwei Tagen ist es gelungen, dieses wertvolle Stück Natur niederzumetzeln und in eine öde und trostlose Fläche zu verwandeln”, erklärt Brugger.
Der vom Gemeindeausschuss betraute Gemeindereferent Matthias Joas spricht hingegen von erforderlichen Pflegearbeiten. Alles würde wieder nachwachsen: “Es liegt in der Natur der Sache, dass Gärten, Hecken und Sträucher regelmäßig gepflegt und instandgehalten werden müssen.” Er verstehe aber, dass jemand erschrecken kann, wenn er den Garten nach dem Rückschnitt begutachtet.
So ist es wohl auch Irmgard Brugger ergangen, die als Initiatorin viel Herzblut in die Entwicklung des Gartens gesteckt hat. “Gemeinsam mit dem Gartenplaner Dr. Alex Oberholzer aus der Schweiz haben wir als Kindergartenteam mit den Kindern ein Konzept entworfen und in kürzester Zeit umgesetzt. Die Idee eines naturnahen Gartens hat die Kindergartenpädagoginnen und die Familien überzeugt und begeistert und nach der Modellierung des Geländes haben an einem Wochenende Ende Mai alle gemeinsam über 400 Pflanzen gesetzt und anfangs auch gepflegt. Das Konzept des naturnahen Gartens sieht danach keine großen Arbeiten mehr vor, es ist nur alle fünf bis sechs Jahre ein Baum- und Strauchschnitt nötig.”
“Die Kindergartenpädagoginnen waren bemüht, den Kindern einen achtsamen und respektvollen Umgang mit allen Pflanzen und Lebewesen zu vermitteln. Gemeinsam haben sie die Vögel beim Nestbauen und Brüten beobachtet, sich über jede Blume und jeden Käfer gefreut, auch mal einen toten Vogel beerdigt und liegengebliebenen Müll entsorgt. Der naturnahe Garten ist auch im Konzept des Kindergartens als Besonderheit beschrieben und war immer wieder Ziel von kollegialen Hospitationen. Auf einer Tafel am Gartenzaun sind die fachlichen und theoretischen Hintergründe sichtbar, um auch alle anderen Besucher zu einem entsprechenden Umgang mit unserer wertvollsten Ressource anzuregen”, schildert Brugger.
Ihr Fazit: “Von einem naturnahen Garten ist nichts mehr übrig, viele Sträucher sind komplett vernichtet worden, das Vogelnest auf dem Boden, die Bäume radikal zurechtgestutzt. Das frische Grün der Baumkronen auf einem Haufen, die Tafel kann gleich mit entsorgt werden.”
Gemeindereferent Joas entgegnet auf Nachfrage, dass der Garten nicht zerstört worden sei, sondern von einer spezialisierten Firma aus dem Pustertal entsprechend instandgehalten. “Besonders heuer wurde der Garten, aufgrund des starken Schneefalls, schwer in Mitleidenschaft gezogen und stellte durch die Schneelast auf den Bäumen auch eine gewisse Gefahr dar. Ebenfalls ist der Gemeindeverwaltung am Dach des Kindergartens ein großer, finanzieller Schaden entstanden, nachdem sich in der Dachrinne eine Menge an Laub abgelagert hat und dadurch das Wasser in die einzelnen Räume des Kindergartens eingedrungen ist. Man hätte durch eine regelmäßige und fachgerechte Instandhaltung des Kindergartens in den vergangenen Jahren, viele dieser Schwierigkeiten vermeiden können.”
Außerdem betont die Gemeindeverwaltung, dass von vielen Eltern auch positive Rückmeldungen eingegangen seien: “Die Räumlichkeiten des Kindergartens verfügen nun wieder über mehr Tageslicht und der Garten wirkt viel gepflegter. Auch wurden die Arbeiten in Absprache mit der Leitung des Kindergartens von Innichen durchgeführt. Es war der Kindergarten selbst, der im Herbst vergangenen Jahres beim ausführenden Unternehmen ein Angebot für die Arbeiten im Garten eingeholt hat, und damit an die Gemeindeverwaltung herangetreten ist.”
Das bestätigt auch Irmgard Brugger. Die Kindergartenleitung habe aber laut eigener Aussage kein Mitspracherecht gehabt. Laut Brugger seien die längst nicht alle mit den Arbeiten zufrieden: “Das gesamte Team des Kindergartens und die Kindergartenkinder haben sich nach dem langen und harten Winter auf die Gartenaufenthalte gefreut, jetzt sind sie nur noch entsetzt und traurig.”
Dass in der Frage des Gartens im Kindergarten beide Seiten wohl nicht auf einen grünen Zweig kommen, zeigt auch eine Blumenwiese vor dem Kindergarten: Matthias Joas erklärt, dass vor Kurzem in Zusammenarbeit zwischen Imkerverein Innichen, Gemeinde Innichen sowie des Kindergartens Innichen eine Blumenwiese vor dem Kindergarten angelegt worden sei. “Dies ist ein lang gehegter Wunsch des Kindergartens und kann als Bereicherung für Bienen und Insekten sowie auch den Kindergarten selbst und vor allem für die Kinder gesehen werden.”
Die Initiatorin des Naturgartens, Irmgard Brugger, ist damit nicht zufrieden: “Die paar Quadratmeter Blumenwiese im Eingangsbereich haben nur eine Alibifunktion, dafür sind mehrere Sträucher und damit wertvoller Lebens- und Schutzraum für viele Kleintiere vernichtet worden.”
Joas fügt darauf an, dass die Gemeinde stets bemüht sei, die Wünsche des Kindergartens umzusetzen.