Von: mk
Bozen – Südtirol, das sonst oft in vielen Bereichen als Klassenbester im nationalen Vergleich abschneidet, sorgt diesmal für keine guten Schlagzeilen. Durch die niedrige Impfquote und das Wiederaufflackern der Pandemie wird das Land auf nationaler Ebene als Hochburg der Impfgegner wahrgenommen, wie eine Reportage des TV-Senders „La7“ zeigt.
Erst kürzlich mussten 20 Gemeinden zur roten Zone erklärt werden, die Maskenpflicht im Freien kehrt zurück. Während andere Ortschaften in Italien teilweise bereits eine Impfrate von 100 Prozent erreicht haben und für die solche Maßnahmen Geschichte sind, liegt Südtirol staatsweit an vorletzter Stelle, was die Impfquote anbelangt.
Das hat entsprechende Konsequenzen: Infektionszahlen, die rapide in die Höhe schießen, sowie Spitäler und Intensivstationen, die sich langsam wieder mit Covid-19-Patienten füllen. Die Wintersaison ist noch nicht in trockenen Tüchern.
Gleichzeitig fürchten sich manche immer noch vor der in ihren Augen „experimentellen“ Impfung, obwohl sie bereits millionenfach erfolgreich verabreicht wurde, oder schwören auf Homöopathie und Vitamin D, die zweifellos in vielen Fällen helfen können – nur eben nicht gegen das Coronavirus.
Auch der Elternunterricht hat in Südtirol noch nie dagewesene Dimensionen angenommen. Über 600 Kinder wurden aus der öffentlichen Schule geholt. Die Reportage auf La7 zeigt einen solchen Lernort im Wald im Gemeindegebiet von Lajen, den Impfgegner-Eltern für ihre Kinder eingerichtet haben. Maskenflicht und Nasenflügeltests sind dort ein Fremdwort, die Pandemie wird hartnäckig verleugnet.
Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, müssen die Jurten der alternativen „Schule“ in den kommenden 30 Tagen abgebaut werden. Die Carabinieri und die Gemeindeverwaltung haben in den vergangenen Tagen einen Lokalaugenschein durchgeführt, nachdem Vertreter der Forstbehörde darauf aufmerksam gemacht hatten, dass in den Zelten, die sich auf landwirtschaftlichem Grün befinden, geheizt wird.
Bürgermeister Stefan Leiter weiß nicht genau, wie viele Kinder den Lernort besucht haben. Nicht alle Kindern sollen aus Lajen stammen, einige seien auch aus Dörfern in der Umgebung.